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Pu-Erh – der Ur-Tee

Die einen sehen in Pu Erh ein Wundermittel zur Fettverbrennung, die anderen ein mit Pflanzenschutzmitteln verseuchtes und nach Kuhweide riechendes Kraut, dass sich Tee nennen will. Geht man der Sache auf den Grund, kommt man zu der Erkenntnis, dass Pu Erh einer der Ur-Teesorten ist, der seinen festen Platz in der traditionellen chinesischen Medizin hat, aber eher als Lebensmittel statt Wundertee verstanden werden möchte.

Yunnan
Die Provinz Yunnan im Südwesten Chinas, die unter anderem an Thailand und Vietnam grenzt, gilt als Region des ewigen Frühlings. Hier gibt es alle Klimazonen, von bergigen Gebieten an den Ausläufern des Himalayas bis hin zu tropischen Regenwäldern. Das ist mit ein Grund dafür, warum diese Gegend als Geburtsstätte des Tees bezeichnet wird, der hier kultiviert wurde, bevor er den Rest Chinas eroberte. Pu Erh nimmt in der Geschichte des Tees  eine besondere Rolle ein, denn er ist eine Ur-Form des uns heute bekannten Tees. Er wird aus einer Unterart des erst später kommenden Teestrauchs gewonnen, dem sogenannten Qingmao, weswegen er oft auch wild gewachsener Tee genannt wird. Der Qingmao ist ein hoher Baum, der hunderte Jahre alt wird und nur um den Ort Pu Erh herum gedeiht, der auch dem Tee seinen Namen gibt. Seit fast zwei Jahrtausenden wird in dem damaligen Dorf, das längst zur Stadt geworden ist, Pu Erh produziert und in alle Welt exportiert.

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Bild: renchaono1, Pixabay

Ein Ziegelstein
Wie grüner und schwarzer Tee stammt auch der Pu Erh aus der Pflanzengattung Camellia Sinensis, doch eigentlich handelt es sich um einen roten Tee. Das Geheimnis liegt im Reifeprozess. Zunächst ist Pu Erh grün, doch wird er nach der Ernte in Fladen oder in eine Ziegelsteinform gepresst, um ihn zu lagern und zu transportieren. Durch die Pressung werden bestimmte Bakterienstämme aktiv, die während der langen Lagerung, die durchaus sechzig Jahre betragen kann, aus dem grünen einen roten Tee machen. Und so gilt er bei den Chinesen ebenfalls als roter Tee und nicht als schwarzer, weil man dem Tee nach der Farbe seines Aufgusses benennt und nicht nach der des Rohtees. Je länger die Lagerung, desto besser und ausgeprägter wird der Geschmack, der süße, holzige, moosige, ja vielleicht erdige Züge annimmt. Während der Sheng Pu Erh zwanzig Jahre und länger lagert, handelt es sich bei dem Shou Pu Erh um einen beschleunigt gereiften Tee, der lediglich ein paar Wochen lagert.

Hype um nichts?
Im Westen stilisierte man den Pu Erh nun zum Fettburner hoch, was ihn in einem Gewitter berühmt machte, auf Kosten der Qualität natürlich, die bei einem Hype immer rapide sinkt. So ließen Geschichten um einen viel zu hohen Fluoridgehalt und enthaltene Pflanzenschutzmittel nicht lange auf sich warten. Vielleicht sollte man sich bei aller Kontroverse einfach auf die Fakten besinnen. Für die traditionelle chinesische Medizin zum Beispiel spielt der Fluss des Chi, also die körpereigene Energie, eine große Rolle.

Fließt das Chi ungehindert, ist der Mensch auch gesund. Für die Chinesen unterstützt Pu Erh den Fluss des Chi und ist deshalb gut für die Gesundheit, weswegen Pu Erh in diesem Sinne ein Gesundheitsgetränk ist. Auch ist man in China von der Wirkung von Pu Erh auf das Wohlbefinden und auf die Verdauung überzeugt. Die Tatsache, dass der Tee den Stoffwechsel und damit die Fettverbrennung anregen soll, wurde im Westen salopp missverstanden und der Tee schlichtweg als Fettverbrennungsmittel angesehen, was natürlich falsch ist. Nichtsdestotrotz halten viele Menschen den Pu Erh Tee für gesünder als grünen oder schwarzen Tee, weil er das Herz-Kreislaufsystem ankurble, gut für den Blutdruck sein, entgiftend und damit gut für die Leber sei, den Cholesterinspiegel senke und zudem das Immunsystem stärke.  Für viele dieser Punkte gibt es aber keinen wissenschaftlichen Beweis, und sowieso sollte man den Pu Erh nicht in großen Mengen trinken, denn schließlich ist dieser koffeinhaltig.

Ein Tässchen Pu Erh
In Maßen lautet also auch hier die Devise. Ab und zu ein Tässchen, und man tut sich garantiert etwas Gutes. Doch auch beim finalen Akt der Zubereitung wird rege gestritten. Zunächst sollte man wissen, dass man Pu Erh, wie grünen und schwarzen Tee auch, mehrfach aufgießen kann und auch soll. Der Pu-Erh-Genuss beginnt mit dem Waschen. Für eine Tasse Tee gibt man einen Teelöffel (genau genommen etwa 10 bis 12 Gramm pro Liter) in eine Tasse oder Kanne und überbrüht diesen mit kochend heißem Wasser. Man lässt den Tee zehn Sekunden ziehen und schüttet den Tasseninhalt anschließend weg. Mit dem Waschen hat sich nun auch der Koffeingehalt reduziert. Dann macht man den eigentlichen Aufguss, indem man den Tee erneut übergießt und etwa 10 bis 15 Sekunden ziehen lässt, je nach Geschmack. Das kann man beliebig oft wiederholen und die Ziehzeit je nachdem erhöhen. Interessant zu wissen: In China wird oft nur der vierte Aufguss konsumiert!

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Gut zu wissen:
Dieser Artikel reiht sich ein in eine Artikelserie über Nahrungsmittel gegen Krebs. So habe ich über die Wunderfrucht Graviola aus Südamerika sowie den in Brokkoli vorkommenden Wirkstoff Sulforophan geschrieben und viele nützliche Informationen zusammen getragen.

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Ma San

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