Allgemein,  Laufen, Sport

Wie auf STRAVA, GARMIN und anderen Lauf-Apps geschummelt wird, dass sich die Balken biegen

Wenn jemand wie neulich auf Facebook einen 12K-Lauf mit einer 3:48er Pace veröffentlicht und darüber STRAVA steht, dann sehe ich mir das auf der App gerne mal genauer an. Denn jeder kann dort, insofern der Account nicht mit persönlichen Einstellungen geschützt ist, einen Lauf wie diesen einsehen. Ich schaue mir das deshalb an, weil ich diese Leistung, zumal kein Wettkampf, als besonders gut empfinde. Dort steht zunächst tatsächlich eine 3:48 Pace, jedoch handelt es sich dabei um die reine Laufzeit. Sieht man sich die Analyse an, dann ist dort die verstrichene Zeit erkennbar, also der Lauf in seiner tatsächlichen, vollen Länge. In diesem Fall lag die echte, verstrichene Zeit 15 Minuten über der reinen Laufzeit und die tatsächliche Pace nicht bei 3:48, sondern 5:17. Dieser Läufer ist also eine Pace von 3:48 gelaufen, hat dann aber ein- oder mehrmals die Uhr gestoppt, aus welchen Gründen auch immer. Dann wurde der Lauf nach einer Regenerationsphase, wieder in einer 3:48 Pace, fortgesetzt. Wenn man auf diese Art und Weise eine klassische Distanz wie 5, 10, 21 oder 42K läuft, dann erkennt STRAVA dies nicht als Bestzeit an. STRAVA misst, bei Segmenten wie Bestzeiten, IMMER die tatsächlich verstrichene Zeit, also inklusive aller Stopps der Uhr. Die Argumentation: Bestzeiten und Segmente sind wie Wettkämpfe. Die Uhr läuft weiter, auch wenn man anhält.

Dem oben genannten Läufer wird also keine neue Bestzeit, in diesem Fall auf die 10K, zugesprochen. Angerechnet wird die tatsächliche 5:17er Pace. ABER – teilt der Läufer nun diesen Lauf z.B. auf Facebook, dann erfolgt das Teilen anhand der kürzeren, reinen Laufzeit in der Pace von 3:48, die verstrichenen 15 Minuten werden unterschlagen. Den Mitgliedern in den verschiedenen Laufgruppen wird damit suggeriert, dass hier 12K in einer 3:48er Pace gelaufen wurden, was de facto nicht stimmt. Jene, die das sehen, überschütten den Läufer mit Likes, was sie nicht tun würden, wenn dort keine 3:48er, sondern eine 5:17er Pace stehen würde. Ich halte das für ziemlich miese Verarsche, um das mal milde auszudrücken. Was mich ärgert ist, dass genau diese Masche immer krasser angewendet wird, also mehr und mehr extreme Leistungen suggeriert werden, die keine waren, wenn man wirklich genauer hinsieht.

Prinzipiell gibt es immer einen Unterschied bei einem normalen Freizeitlauf, was die verstrichene und reine Laufzeit angeht. Mal hält man an einer Ampel an, mal trifft man jemanden und quatscht ein bisschen, während die Uhr still steht wegen Autostopp oder man diese anhält. Mache ich auch und ist auch kein Problem, WENN – ich keine Extremleistung oder Bestzeit suggeriere. Wenn es aber um solche geht,  dann verbietet sich das Stoppen der Uhr, finde ich, weil alles andere Beschiss ist. In der FKT-Szene, also der Fastest Known Time, ist folgendes im Regelwerk niedergeschrieben. Wer auch immer einen FKT-Versuch angeht, drückt einmal die Starttaste und einmal die Stopptaste. Letzteres dann, wenn der Lauf fertig ist. Die Stopp-Taste wird dazwischen nicht gedrückt. Auch dann nicht, wenn man sich hinlegt und auch nicht, wenn man sich verläuft. Alles andere ist Betrug. Das besagt der FKT-Kodex, wenn man so will.

Ich gehe davon aus, dass immens viele der auf sozialen Medien deklarierten Leistungen, insbesondere von Lauf-Influencern, Verarsche sind. Diese machen Ihren STRAVA-Account meist nicht zugänglich, so dass man das nicht nachprüfen kann. Ich beschreibe hier mal zwei sehr dreiste Fälle. Auf STRAVA veröffentlichte jemand einen Halbmarathon in 1:35 und versah diesen mit der Überschrift, eine neue Bestzeit erreicht zu haben. Ich sah mir das an und erkannte schnell, dass die verstrichene Zeit weit drüber lag, was jeder sehen konnte, der wollte. Ich kommentierte das und sagte: „Hey, tolle Leistung, aber es war halt keine 1:35, sondern eine 1:48. Du hast die Uhr gestoppt!“ Der Typ sperrte mich sofort und löschte mich kommentarlos aus seiner Freundesliste. In einem anderen Fall veröffentlichte jemand einen unter drei Stunden gelaufenen Marathon, gelaufen einfach so mitten durch die Stadt. Unter dem Lauf: Etliche Kommentare voll des Lobes, die der Läufer sichtlich genoss. Die verstrichene Zeit lag über eineinhalb Stunden über der reinen Laufzeit. Ich kommentierte das und erntete einen Schauer von Spott von vielen Leuten, die einfach nicht auf diesen Fakt reagierten. Ich weiß ja nicht was dieser Läufer gemacht hat. 4 x 10K mit jeweils 30 Min. Pause dazwischen vielleicht? Es ist mir auch egal, aber eines geht nicht: Das ich sowas als SUB-3-MARATHON verkaufe – dem Lebenstraum eines jeden ambitionierten Läufers! Ich hätte kein Problem damit gehabt, wenn der Läufer dies aufgeklärt hätte mit den Worten: Hey, das war ein Training, da kommt noch ein bisschen Zeit drauf. Er hätte auch einfach die Überschrift “Sub3-Marathon” weglassen können, hat er aber nicht. Hier wurde ganz bewusst eine Extremleistung deklariert, die keine war.

Ich verstehe die Beweggründe sehr gut. Hier geht um Ruhm und Anerkennung in der Laufszene. Das betrifft nicht nur Bestzeiten auf klassische Distanzen, sondern auch auf Segmenten. Hier in Berlin werden auf manchen Strecken Zeiten gelaufen, die schlicht nicht laufbar sind, die zum Teil unter deutschen oder gar Weltrekorden liegen. Wie geht das? Vielleicht durch Fahrzeuge, durch Werfen der Uhr, ich weiß es nicht. Neulich hat mir ein Freund erzählt, dass so mancher Fahrradfahrer einen Bohrmaschinen-Aufsatz für den derzeit angesagten, virtuellen Radsport verwendet, um das Rad (also in diesem Fall auf der Rolle) anzutreiben (die Pedale werden abmontiert und ein Bohrmaschinenaufsatz angesetzt, d.h. die Maschine bewegt das Rad) auf den begehrtesten, alpinen Segmenten, auf denen sich Fahrer weltweit messen. Ziel ist es, in die umkämpften Top-Ten-Segmentlisten zu kommen, egal wie.

Was tun? Letztlich ist es mir eigentlich egal. Wer beim Laufen betrügt, beim Radfahren oder sonst wo, der betrügt sich selbst. Ich für mich möchte kein Lob für etwas, das ich nicht getan habe. Es tut mir nur Leid für jene, die das nicht verstehen und zu solchen Leistungen voller Ehrfurcht aufschauen. Und hier liegt auch die Gefahr, weil hier so mancher angestachelt wird im Glauben, dass alles problemlos möglich ist, auch ein Sub 3 Marathon durch die Stadt unter der Woche. Man sollte den deklarierten Leistungen, die da so veröffentlicht werden, also nicht kompromisslos Glauben schenken. Gute Leistungen vollbringt man nicht einfach so, sondern nur durch ein Haufen harter Arbeit!

19 Kommentare

  • Martin

    Gutes Thema.
    Ist mir eher unbewusst aber auch schon passiert, als ich noch Autopause bei Straßenläufe drin hatte. Ein Selfie hier, mal pullern dort und zack: Zeit verfälscht. Bestzeiten laufe ich eh nicht mehr – im Training schon gar nicht. Also tangiert mich das eh nicht so sehr.

    • MaSan

      Hi Martin,

      das ist nicht das, was ich meine. Du suggerierst damit ja nichts und triffst keine Aussage mit einem solchen Lauf. Aber wenn jemand eine Zeit auf eine klassische Distanz verfälscht, die eine Benchmark für alle darstellt, zu der jeder aus dem ff seine eigene Zeit weiß, dann passiert das mit einer betrügerischen Absicht und einem wirklich billigen Drang, sich Anerkennung zu verschaffen. Wir hatten hier in Berlin mal einen FKT-Wettkampf während Corona auf dem schönen Havelhöhenweg. Da hat dann einer die Pos 1 erlaufen und ich dachte, das kann nicht sein dass der Unterschied so groß ist. Da waren 20 Minuten Plus drin. Der Läufer hat das nicht böse gemeint und es entbrannte eine sachliche Diskussion, dass so etwas zu unterlassen ist, auch wenn es nur ein einziges Selfie ist. Stoppen bei einem Wettkampf, einer Bestzeit oder einem Segment bedeutet Regeneration und ein Vorteil. Bei einem normalen Trainingslauf spielt das für mich keine Rolle.

      Liebe Grüße

  • Eddy

    Wer auf öffentlichen Plattformen seine Bestzeiten postet, um dafür Ruhm und Anerkennung zu erhalten, für den ist “Schummeln” meiner Ansicht nach noch das kleineres Problem… 😉

    • MaSan

      Lieber Eddy,

      du hast recht damit. Da ist schon jede Menge Narzissmus drin und ich schließe mich da nicht aus. Aber SCHUMMELN ist für mich etwas anderes, SCHUMMELN beim Laufen ist einfach ein NO GO für mich. Es wird einfach weißgemacht, dass z.B. ein schneller Marathon ohne Training ganz easy machbar ist. Das ist nur gefährlich, weil ggf. irgendwelche Leute derart beeinflusst auf falsche Ziele hintrainieren, es nimmt dem Laufen auch eine gewisse Magie… nämlich jene, dass tatsächlich viel machbar ist, aber nur dann, wenn man viel dafür tut. Was ich beim Radfahren von meiner Freund gehört habe ist der Hammer. Virtuelle Radfahren ist ja im Trend und die Segmentlisten sind wesentlich härter umkämpft als beim Laufen, also bei STRAVA, vor allem was ganz bestimmte Alpine Auf- und Abfahrten angeht. Und da gehen irgendwelche Heinis hin, montieren die Pedale ab und setzen die Bohrmaschine an….auf solche Ideen muss man erst mal kommen. Segmente und Wettkämpfe auf Segmenten finde ich persönlich super. Das macht einen riesen Spaß, finde ich, weil es prinzipiell ja immer eine FKT ist, was ja unterm Strich ziemlich cool ist. Dass diese Sache versaut wird durch solche “Gofdels”, ist einfach nur traurig.

      • Eddy

        …du hast mit Deinen Ausfürungen absolut recht, und ich stimme Dir zu: Schummeln ist ein absolutes no-go. Ich wollte das auch nicht klein reden, aber einsortieren. Denn ich finde, dass diese Selbstbeweihräucherung und die Gier nach Anerkennung für (gefakte) Leistungen auf den diversen Plattformen, noch eine Ebene darüber schlimm sind.

  • Oliver

    Ich bin da ganz bei Eddy, das bringts auf den Punkt. Zumal es zum Selbstbeweihräuchern ja nunmal richtige Wettkämpfe als Benchmark gibt, dann sollen diese Helden da mal antreten und die Zeit wiederholen. Achja, Facebookaccount löschen schont die Nerven 😉

    • MaSan

      Ja ich weiß, Account löschen wäre eine Maßnahme. Aber ich muss sagen, dass sich in Laufgruppen immer wieder nette Kontakte ergeben… Wings for Life World Run, FKT-Wettkämpfe, ein ambitioniertes Läufchen, solche Sachen. Dieses Publizieren der eigenen Leistungen ist narzisstisch, weiß ich und ich bin da auch dabei… ist so und vielleicht wird das mal besser (-; ich gelobe Besserung! Jedenfalls sehe ich eines wie du: Wettkämpfe sind DIE Benchmark, alles andere kannst du vergessen. trotzdem Schade alles irgendwie, denn ich finde es okay, wenn man hart für eine Leistung kämpft und dies auch kommuniziert, weil man sich so freut, dass man das geschafft hat.

  • Lutz Balschuweit

    Ja, das ist mir schon vor Jahren aufgefallen. Zu meinem Glück kann mir Lahmarsch das an selbigem vorbei rutschen. Und ich möchte garnicht wissen, wo noch alles geschummelt wird. Für das perfekte Foto. Nur keine Schwächen zeigen. Tja – ist scheinbar wichtig.

    • MaSan

      Lieber Lutz,

      vorab erst einmal herzlichen Glückwunsch zur zweiten Weltumrundung, eine Wahnsinns-Leistung!!! Dein Beispiel zeigt ja, dass es völlig unterschiedliche Arten gibt, das Laufen zu begreifen und zu leben und dass es nicht primär Geschwindigkeit sein muss, nach der wir streben müssen. Schummeln ist jedoch Schummeln, und zwar ganz egal bei welcher Disziplin. Im Buch North von Scott Jurek geht dieser eine Strecke von über 2.000 Meilen an, eine FKT-Strecke, auch eine Disziplin für sich. Jedenfalls nimmt er einen Tracker mit sich und beginnt seine Läufe jeden Tag exakt an der Stelle, an der er jenen am Vortag beendet hat. Jurek würde sich glaube ich lieber umbringen, als auch nur einen Mü zu bescheißen bei so einer Sache. Das ist für mich Laufspirit, wie er es sein sollte, denn schließlich wäre Betrug sehr leicht umzusetzen, denn wer hätte das kontrollieren können? Du hast zwei Weltumrundungen hinter dir, jeden Schritt selbst gelaufen. In deinem Fall sähe Schummeln so aus, dass du Teile der Strecke z.B. einfach im Auto gefahren wärst. Denn so in etwa verhält es sich mit einer einer Bestzeit, bei der Zeit unterschlagen wird, um das mal vergleichbar zu machen. Die entscheidende Frage ist dann ja: Würdest du dich so freuen, wenn du betrogen hättest, ganz sicher nicht! Manchen Leuten ist das aber völlig egal, und das ärgert mich, denn es schadet dem Laufen, finde ich.

      Liebe Grüße

      • Lutz Balschuweit

        Danke!

        Ich bin voll und ganz bei Dir. Ist vielleicht falsch rüber gekommen. Wollte nur sagen, dass eben überall geschummelt wird. Auch bei den Streakern. Deshalb ist es so verdammt wichtig immer wieder darauf aufmerksam zu machen, dass man sich immer an erster Stelle selbst betrügen würde und der Erfolg nichts wert wäre. Das wäre doch ein schlimmes Gefühl dann nachts im Bett zu liegen und sich über seine eigene Unehrlichkeit zu ärgern. Streak On

  • Oliver Hammerschmidt

    Hi,
    Der letzte Absatz in deinem Artikel beschreibt es doch am besten: “Wer beim Laufen betrügt, beim Radfahren oder sonst wo, der betrügt sich selbst.”
    Es wird ja schon zu einem Sport beim Sport zu betrügen. Aber wie du schon geschrieben hast, zählt nicht die Uhr alleine, sondern was im Wettkampf rauskommt. Und wenn einer auf seiner Uhr schneller als der aktuelle Weltrekord läuft, aber im Wettkampf es nicht mal aufs Treppchen schafft; dann ist dochh alle Betrügerei für den A….!?

    In diesem Sinne
    Lieben Gruß
    Olli

  • Wiesel

    Am Ende bescheißt der/diejenige sich selbst. Das trifft es zu 100 %. Schlimm für den/die es brauchen. Die Wahrheit liegt immer noch auf der richtigen Wettkampfstrecke. Real und nicht virtuell ….

    Mit laufenden Grüßen

    • MaSan

      Als ich das mit der Bohrmaschine und dem Rad gehört habe, war ich wirklich sprachlos. Gerade vor ein paar Tagen hat mit jemand eine Krone abgenommen (habe kein Problem mit sowas, ist total okay), auf einem 200 Meter Segment. Schon okay, aber es war so schnell, dass ich mal geschaut habe, wie der deutsche Rekord ist auf 200 Meter. Der Läufer lag auf dem Segment unter dem Rekord. Ich habe ihn zu Deutschen Rekord beglückwünscht, und der Typ hat mich direkt gesperrt. Klar kann das mal ein GPS-Fehler sein, aber zum Beispiel in Berlin gibt es viele auf Platz 1 der Segmentlisten, die das nie im Leben gelaufen sind. Das macht für viele den Spaß an Segmenten kaputt, finde ich. Ich bin schon länger nichts mehr hinter Kronen her und mach mich gerade frei davon. Nur wenn ein richtig schönes Segment ist, das FUN macht, reizt ich das noch.

      Liebe Grüße

  • Talianna Schmidt

    Ich könnte ja auch auf die Bahn gehen, immer beim Ausruhen Kreise auf dem Tartan gehen und die Uhr stoppen. Käme bestimmt eine fulminante Zeit raus – aber die ist nicht ECHT. Und selbst wenn ich damit angeben würde, ich WÜSSTE, dass sie nicht echt ist, und das würde sich schlecht anfühlen.

    Allerdings kann ich in Ermangelung “echter” Wettkämpfe in der Pandemie-Zeit durchaus verstehen, dass Leute diesen Teil des Erlebnisses irgendwie kriegen mussten. Ich poste Leistungen, die ich vollbracht habe, durchaus auch – ich bin stolz drauf, vor allem natürlich, wenn sie im Wettkampf unter unabhängiger Zeitmessung aufgestellt wurden. Wenn das narzisstisch ist, bekenne ich mich dazu.

    Aber narzisstischen Tendenzen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen nachzugehen, ist auf so viele Weisen falsch…

    • MaSan

      Vermutlich ist dieses “Getrickse” auch so ein Großstadt-Ding. Es gibt einfach so viele Läufer (und eben auch Nichtläufer) hier, dass die Quote schwarzer Schafe höher ist. Es passiert hier schon sehr oft, dass dir einer auf STRAVA mit keinem Titelbild und 0 Followern eine Krone mit einer 2:20er Pace abnimmt. Hätte derjenige eine Ahnung vom Laufen, dann hätte er/sie das Fahrrad/E-Roller/Auto (oder was auch immer) langsamer fortbewegt, damit es weniger oder gar nicht auffällt. Bei gelaufenen Bestzeiten ist die Sache wahrschl. universeller und Betrug vielleicht sogar so etwas wie der Spiegel der Gesellschaft. Auffallen um jeden Preis, krasser, stärker sein…. sowas in der Art. Wer sowas macht, ist für mich kein Läufer/keine Läuferinn. Lieber einen echten 20ten Platz als einen falschen 2ten (z.B. bei einem virtuellen Lauf). Die Zeit der virtuellen Läufe ist vorbei und damit endet die Stunde solcher Leute ohnehin, hoffe ich zumindest. Als narzisstisch bekenne ich mich auch. Ich arbeite hart und gebe oft 100 Prozent, was ich Geren feiere… muss man nicht verstehen, ich ticke so und es tut mir gut. Auf der anderen Seite fiebere ich mit anderen mit und drücke stets beide Daumen für deren Erfolg. Ich denke es geht nicht ums besser sein, sondern irgendwo auch um gemeinsame Erlebnisse….wir alle legen viel rein in den Sport, nicht wahr?

      • Talianna Schmidt

        Ja, das mit den virtuellen Läufen ist weitgehend durch und das ist auch gut so.

        Mir hat der Rißnertlauf in Karlsruhe so gut getan – auch der Oberwald parkrun, wo ich nun dreimal war.

        Meine Erfolge feiere ich auch gerne, aber sie müssen sich auch echt anfühlen. Hier in der Gegend konkurrieren ein paar Leute um die Segmente und wir machen das in freundschaftlichem Wettkampf, freuen uns über die fulminanten Leistungen der anderen – aber da wird auch schonmal ein “Na warte!” unter den Lauf gepostet. Du hast aber sehr wahrscheinlich recht – in der lokalen, sehr “familiären” Community auf dem Land, wo sich die Stravaner auch real kennen, bringt das mit dem Betrügen nix, weil es einfach sofort auffliegt.

        Mich freut allerdings im Moment extrem, dass sich über Leistungen, über Wettkämpfe und Strava zusammen immer mehr ergibt, dass mein Netzwerk wächst. Dazu trägt der wieder angefahrene Oberwald parkrun in Karlsruhe bei, der Rißnertlauf, der nicht virtuell ausgetragen wurde, aber eben auch, dass man schon Namen, Gesichter und Leistungen von Strava kennt, und diese Bekanntschaften nach zwei Jahren Pandemie nun auf Wettkämpfen, Lauftreffs und durch zufälliges Treffen auf der Strecke in die Realität trägt. Da ist der Raum für Betrügereien enger – und das ist auf so viele Weisen gut so.

        Und: Ein echter zweiter Platz mit neuem Personal Best fühlt sich so viel besser an, als sich auf einem Segment bei der Endbeschleunigung eine Krone (wieder) zu holen. Betrügen hieße, die eigene Leistung und auch den Stolz darin zu torpedieren, und das würde zumindest meiner Version von Narzissmus zuwiderlaufen.

        Denn ja, ich lege viel rein in den Sport und sehe viele, die das auch tun. Dort kann man in einer Weise über sich hinaus wachsen, seine Grenzen austesten, die in anderen Feldern nicht zur Verfügung steht – körperlich, mental und messbar zugleich. Im Schweiße seines Angesichts. Mit anschließender Euphorie unter der Dusche. Und auch wenn ich versuche, das Wort weniger zu verwenden: Das ist geil. Aber nur, wenn’s echt ist. Punkt 🙂

  • Christoph Schulz

    Die ehrliche Darstellung von möglichen Schummeleien fühlt sich an, als würde man die Masken der virtuellen Läufer lüften. Danke für diesen aufschlussreichen Blick – eine Warnung vor den Tücken der virtuellen Laufstrecken!

    Liebe Grüße,
    Christoph Schulz

    • MaSan

      Danke für deinen Comment!

      ja, es geht halt nichts über den echten Wettkampf. Nicht primär um sich zu messen, sondern um das eigene Limit zu erreichen. Mir geht es ausschließlich darum, weshalb ein “Zeiten-Fake” schlichtweg sinnlos für mich ist. Wenn jemand besser ist, ist er halt besser, so what? Ich verstehe uns Läufer*Innen als Community, in der es unterm Strich nicht ums BESSER SEIN geht. Jeder schraubt an sich herum, so muss das sein. Aber gegeneinander messen, immer und ständig, wofür? Das gibt es schon zu viel im echten Leben!

Schreibe einen Kommentar zu Eddy Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert