China – eine fotografische Reise
Wir erleben gerade einen Kampf der Systeme. Diesen hatten wir schon einmal, aber diesmal ist es anders. China hat sich verändert und damit auch dessen Auftreten in der Welt. Dass es so kommen würde, ist keine Überraschung, das wußte man in den neunziger Jahren schon, als sich China der Welt öffnete. Dahinter steckte eine Absicht. Die Welt wurde hereingelassen und eingeladen, die Menschen in diesem Land auszubeuten – für billige Produkte, unseren Reichtum. Europäer und Amerikaner, die dort zu dieser Zeit lebten, lebten wie die Maden vom Speck. Deutsches Gehalt, finanzieller Härtezuschlag, internationale Kita, Chauffeur, jeden Tag Restaurant und eine Bewunderung aller Chinesen. Dagelassen aber hat man jegliches Know How und eine Produktionsabhängigkeit. Das allein schon war ein Sieg des Systems China, das langfristig denkt, gegen den Kapitalismus, welcher Gewinne auf kurze Sicht im Auge hat. Man ertrug die Arroganz der Westler gerne, weil man wußte, dass es nicht von langer Dauer sein würde. Und heute? Heute ist China am Ziel, ist nicht mehr angewiesen auf deutsche Architekten, Ingenieure und Wissen aus den Universitäten, weil sie heute in der Lage sind, jeglichen technischen Fortschritt, von der Solarzelle bis zur Rakete, selbst zu schaffen. Der Auftritt Chinas heute in Bezug auf den Umgang mit Hongkong und Taiwan hat sich geändert, und auch die Sprache den einstigen westlichen Partnern gegenüber. Weil man es nicht mehr nötig hat, sich herabzulassen und sich nun nimmt und tut, was man will. Die Westler stehen nun da mit zittrigen Knien, weil sie China brauchen, aber China sie nicht. Und so schauen wir weg, wenn Tibeter, Hongkonger, Uiguren nach Hilfe schreien und unterwerfen uns dem Willen Chinas. Ganz egal, ob es nun Deutsche Unternehmen sind, die in China ansässig sind und deren Überleben vom Reich der Mitte abhängt, ob es das internationale olympische Komitee ist oder Politiker – niemand wagt es, auch nur den leisesten Ansatz von Kritik zu äußern, weil wir China brauchen, weil wir China fest mit einkalkuliert haben in quasi allem, was wir technologisch schaffen. Selbst unsere größten Zugpferde wie die Automobil-Branche kann ohne China nicht mehr existieren. Und so kommt es, dass das Deutsche Unternehmen Fabriken in Chinesischen Gebieten eröffnen, in jenen Minderheiten zu tausenden und hunderttausenden unterdrückt werden. Spricht man sie darauf an, dann wissen sie von nichts. In ihrem Schweigen offenbart sich die Macht Chinas, die diese Unternehmer im Sack hat.
Im Prinzip ist es so, dass China lediglich zu alter Stärke zurück fand. Viel Jahrhunderte war das Reich der Mitte jenes Land, aus dem sämtliche Innovation kam. Während Kolumbus in einer Nussschale segelte, betrieben die Chinesen interkontinentalen Handel mit neunmastigen Schiffen. Trotz all der Macht war China nie ein Aggressor, denn das waren seit jeher die Europäer. Man hätte zu dieser Zeit schon die ganze Welt unterdrücken können, hat man aber nicht. Diese Rolle war schon immer uns vorbehalten, das sollten wir nicht vergessen! Europäer waren es, die die Völker Südamerikas unterdrückten, und jene Afrikas. Und Europäer waren es, die mit ihren Kanonenbooten gen Peking segelten und sich nahmen was sie wollten, das Volk unterdrückten und demütigten. Nach einem Jahrhundert und einer dunklen Epoche der Kulturrevolution ist China dort, wo es vorher war. China kannte seine wahre Rolle in der Welt immer und wird diese hundert Jahre anhaltende Arroganz des Westens nicht vergessen, auch das sollte man wissen.
Ich habe zwei Jahre in China gelebt, von 2009 bis 2011 war das. Zu dieser Zeit änderte sich dieses riesige Land bereits radikal, aber nicht vergleichbar mit heute. Dass die Regierung einen solch totalitären Weg einschlägt, hätte ich nicht für möglich gehalten und es schockiert mich, dass dem so ist. Das China, das ich kannte, gibt es nicht mehr! Was kommen wird – ich weiß es nicht, jedenfalls hoffe ich dass es kein Krieg sein wird. Für mich ist es wichtig, dass sich aus dieser Drohkulisse kein Hass gegen die Chinesen entwickelt. Es ist wichtig zu verstehen, dass es nicht die Menschen sind, nicht die Chinesen an sich, sondern dass wir unterscheiden müssen zwischen politischem System und den Menschen. Am Ende des Tages sind wir, überall auf der Welt, Menschen mit den gleichen Sorgen und Ängsten, mit dem gleichen Streben nach Glück. Die Menschen, denen ich vor einem Jahrzehnt begegnete, waren allesamt herzliche Menschen. Menschen mit viel Humor und Lebensfreude, und das trotz aller Schwierigkeiten bei all dem Umbruch. Mit dieser Fotoreihe möchte ich euch mitnehmen in ein Land, das ich einmal kannte und liebte. In ein Land, dass man so nicht mehr sehen kann, das es so nicht mehr gibt. Ich lasse die Bilder kommentarlos dastehen, lediglich mit einer Ortsangabe darüber. Bei Fragen schreib mir gerne!
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