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Worauf es bei einem Trekkingschuh ankommt

Sich die richtigen Wanderschuhe bzw. Trekkingschuhe zu kaufen, ist eine wahre Herausforderung. Hersteller, Schuh-Kategorie, Innenfutter, auf all diese Dinge kommt es an, das weiß ich aus eigener Erfahrung.

Die Klasse
Welche Tour möchte ich machen beziehungsweise steht in der Zukunft an? Das ist die erste Frage, welche man sich stellen sollte. Wanderschuhe werden in die Klassen A bis D unterteilt. A steht für ganz normale Wege, die man im Alltag zurücklegt, D dagegen für eine Gletschertour mit der Möglichkeit, Steigeisen am Schuh zu befestigen. Hier wird also gleich deutlich, dass zum Beispiel ein Schuh der Klasse C, welcher sich für Hochgebirgstouren eignet, für eine Wanderung im Pfälzer Wald überdimensioniert ist. Die Sohle eines Schuhs dieser Klasse ist sehr steif. Zudem hat er einen hohen, biegesteifen Schaft und einen umliegenden Geröllschutz, der den Fuß vor fallenden Steinen schützen soll. Ein solcher Schuh ist aus diesen Gründen viel schwerer als beispielsweise ein Schuh der Klasse A/B, der generell etwas fester ist, einen hohen Schaft hat, dessen Sohle aber viel biegsamer ist. Im Pfälzer Wald möchte man leichtfüßig unterwegs sein und nicht so viel Gewicht mit sich herumtragen, also wäre ein Schuh der Klasse A/B die richtige Wahl.

Die Klassen im Detail:

  • Klasse A: weiche, bequeme Schuhe für ganz normale Alltagswege
  • Klasse A/B: Fester als Klasse A, zudem mit hohem Schaft. Diese Schuhe eignen sich bis hin zum Mittelgebirge wie die Voralpen
  • Klasse B: Hier ist der Schaft steifer, aber sehr stabil. Der Schuh ist zudem gut gestützt und viele Modell haben einen umliegenden Gummi-Geröllschutz. Die Sohle ist steifer als ein Produkt der A/B-Klasse. Klasse B eignet sich bis zur leichten Tour im Hochgebirge
  • Klasse B/C: Schaft und Sohle sind nun noch steifer. So ist der Schuh konzipiert, mit mehr Gewicht unterwegs zu sein. Die Sohle ist zudem für Kletterstiege ausgerichtet, um richtige Bergtouren zu meistern
  • Klasse C: Die Sohle ist noch biegesteifer und konzipiert zum Befestigen von Steigeisen. Die Gletschertour kann kommen
  • Klasse D: Die Sohle ist absolut biegesteif und das Innere warm ausgefüttert

Ich selbst habe mir Schuhe gekauft, um eine Trekkingtour in Peru zu machen. Im Blick hatte ich einen Schuh der Klasse C. Beim Anprobieren hatte ich aber sofort den Eindruck, dass dieser total überdimensioniert, viel zu schwer war für meine Belange. Ich griff zu einem Schuh der Klasse B und fühlte mich sofort wohl damit. Oberstes Credo deshalb: Auf keinen Fall überdimensionierte Schuhe kaufen. Man kauft hier einfach Dinge mit, die man nicht braucht, und der Schuh wird unbeweglicher und schwerer.

Wanderschuhe der Marke Lowa
Selbst mit etlichen Pfaden im Pfälzer Wald, in Teneriffa und den Kordilleren in Peru sieht der Lowa Camino LL noch immer richtig gut aus. Bild: MaSan

Verarbeitung
Nachdem man sich im Klaren ist, welche Klasse die richtige ist, gilt es, sich für einen Hersteller zu entscheiden. Meine erste Idee war die Marke mit dem markanten Rüsseltierchen als Logo, welche ich aus frühster Kindheit kenne. Als ich so ein Ding in der Hand hatte, musste ich aber sofort feststellen, dass die Qualität mittlerweile viel schlechter geworden ist. Wahrscheinlich liegt es daran, dass diese in China gefertigt werden, ich weiß es nicht. Einen solchen Schuh in der Hand, fielen mit gleich an mehreren Stellen unsaubere Klebestellen auf, für mich ein sofortiges Ausschlusskriterium. Zwar bekommt solche Schuhe für den kleinen Preis. Ich aber wollte Schuhe, die ein Leben lang halten!

Der Lowa Camino LL
Fündig wurde ich bei Lowa. 1923 im bayrischen Jetzendorf gegründet, fertigt die Firma noch immer in der Heimat, und das merkt man sofort. Zwar muss man etwas tiefer in die Tasche greifen, doch das lohnt sich. Nach Probieren eines Schuhs der Klasse C schlüpfte ich in das Modell Lowa Camino LL, wobei das LL für das lederne Innenfutter steht. Entgegen zu anderen Schuhen, die ich anprobierte, lief ich darin absolut geschmeidig. Nichts drückte, nichts zwickte. Meines Erachtens empfiehlt sich diese Marke besonders für etwas schmalere Füße, wie ich sie habe. Die Vibram Sohle ist sehr stabil, aber dennoch etwas biegsam. Sie lässt sich, sollte sie einmal abgelaufen sein, sogar ersetzen. Das nenne ich Nachhaltigkeit. Das Obermaterial besteht aus sehr hochwertigem Nubukleder. Der Schaft ist hoch, sehr stabil, aber dennoch angenehm weich. Ein Engegefühl gibt es nicht im geringsten. Ein Geröllschutz an der Vorderseite ist ebenfalls vorhanden. Peru konnte kommen! 200 Euro muß man berappen, und ich finde, das ist ein guter Wanderschuh auch wert.

Meindl
Meine Mitstreiterin entschied sich gegen Lowa. Ihre Füße sind etwas breiter, was sich in einem Lowa beengend für sie anfühlte. Sie wählte ein Modell des Herstellers Meindl, genau genommen den Meindl Vakuum Lady. Die Qualität ist der Marke Lowa entsprechend, die Passform insgesamt wie gesagt meiner Meinung nach etwas breiter als bei einem Lowa. Während ich beim Tragen eines Meindl hier und da ein Drücken spürte, beim Lowa dagegen nicht, war es bei ihr genau umgekehrt. Diese Erfahrung machten auch etliche Bekannte von mir. Meine Empfehlung ist, Schuhe beider Marken anzuprobieren und sich dann zu entscheiden.

Wanderschuhe der Marke Meindl
Der ‘Lady Vakuum’ von MEINDL (hier die Ladyversion) macht eine ebenso gute Figur!

Größe
Ganz wichtig ist es, den Schuh größer zu bestellen als seine Alltagsschuhe. Im vorderen Bereich sollte unbedingt so viel Platz sein, dass die Zehen beim bergab laufen nicht vorne anstoßen. Das bergab laufen sollte man deshalb bei Probieren simulieren.

Innenfutter
Hier scheiden sich die Geister. Jeden Schuh gibt es mit GORE-TEX oder Leder, und beide Materialien haben etwas für sich. Ich entschied mich für Leder, und zwar aus folgenden Gründen. Das weiche Leder passt sich dem individuellen Fuß an, was GORE-TEX nicht macht. Zudem speichert es die Feuchtigkeit, und gibt diese später, wenn ausgezogen, wieder ab. Kurz: Das Klimaverhalten ist sehr gut. Nachteil ist, dass wenn einmal nass geworden, Leder nur sehr langsam trocknet. Bei meinem Lowa Camino LL macht das aber nichts, da der Schuh von außen, wenn einmal mit Bienenwachs behandelt, absolut wasserdicht. Ist. Auf ein Eindringen von Wasser von oben sollte man allerdings verzichten. GORE-TEX ist dagegen viel leichter, was man sofort spürt. Bei Nässe trocknet es sehr schnell und auch das Klimaverhalten ist sehr gut. Allerdings funktioniert dieses schlechter, wenn sich die Außentemperatur der Innentemperatur angleicht. Ist das der Fall, kann GORE-TEX auch mal versagen, was in der Folge recht unangenehm ist. Im Gegensatz zu Leder speichert es nämlich keine Feuchtigkeit bzw. Wesentlich weniger. Für mich, der ab und an auch in tropischen Ländern oder im Süden wandert, ist das ein weiteres Argument für Lederinnenfutter.

Imprägnierung und Pflege
Einen Wanderschuh aus Leder sollte man niemals, auch nicht wenn er von innen nass geworden ist, an einem Feuer oder ähnlichen Hitzequelle trocknen. Das Leder wird dadurch spröde und die Lebensdauer sinkt. Nach einer Tour wasche ich den Schuh von außen ab. Auch das Innere wird feucht gereinigt. Nachdem der Schuh natürlich trocknet, trage ich von außen Wachs auf. Hier kann ich das G-WAX des Herstellers Granger’s wärmstens empfehlen. Von Innen behandle ich das Lederinnenfutter mit normaler Hautcreme. Bis heute habe ich viele Trekkingtouren mit meinem Lowa unternommen, und so wie es aussieht, wird das auch die nächsten 30 Jahre sein. Deswegen – eine klare Kaufempfehlung für LOWA und MEINDL!

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Gute Imprägnierung für ihre Wanderschuhe:

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Ma San[/Avatar]

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