Laufen, Sport,  Marathon

Dreißiger #3

Dieses Wochenende habe ich den sonntäglichen, langen Lauf auf 35K hochgeschraubt. Bei solchen Läufen geht es mir nur um die Distanz, nicht um Geschwindigkeit. Langsam gelaufen, etwa bei 75 Prozent meiner HF-Max, tragen diese Läufe wesentlich dazu bei, meine Ausdauerleistung aufzubauen und den Fettstoffwechsel zu optimieren. Ich bin ein Läufer mit einer guten Grundschnelligkeit, aber mit Schwächen bei der Langzeit-Ausdauer. Daran arbeite ich und von Mal zu Mal fallen mir die langen Dinger leichter, mein Körper gewöhnt sich daran, reagiert darauf. Bei solchen Läufern esse ich nichts, was den Körper zusätzlich anregt, die Glykogen-Speicher zu erweitern, um zukünftig mit der Situation besser klar zu kommen.

Es wäre gelogen zu sagen, dass ich immer Lust hätte auf einen solchen Lauf. Aber die Lust kommt mit dem Lauf. Jetzt im Winter, noch fernab vom Wettkampf, geht es nicht um Speed, sondern um Ausdauer. Ich laufe einfach los, um weit zu laufen, richtig weit. Die Schwere, die so ein Lauf am Morgen eines Sonntags hat, sie schmilzt dahin wie heiße Schokolade auf einem Vanilleeis. Ein “LONG RUN” ist für mich ein Lauf über 30K, nicht darunter, und dieser entwickelt sich in eine Art Flow ab ungefähr 15K. Dann bin ich schon raus aus der Stadt, mitten im Grün, und fliege dahin. Mal in mich gekehrt, mal alles absorbierend, alles verstehend.

Macht laufen eigentlich Sinn? Das frage ich mich wirklich manchmal und man muss bzw. soll das fragen bei etwas, was man so intensiv tut, so vehement macht. Ich weiß nicht, ob das Sinn macht! Klar, es gibt gesundheitliche Gründe usw., und klar macht das dann Sinn. Aber in der Intensität, eher nicht. Es ist etwas anderes. Ich verspüre eine Verbindung, eine Art Ahnung von Glück, wenn ich das tue. Ich fühle mich ganz nah am Menschen, an der puren Essenz unseres Wesens.

Einer der ganz wesentlichen Elemente in der Evolution, vielleicht sogar DER Moment (Quelle), war das Ausschwärmen unserer Spezies in die Savannen, als die Wälder verschwanden. Vor ein paar Millionen Jahren war das. Wir wurden zur stets laufenden Spezies, immerzu laufend, Tiere verfolgend, zu Nomaden der Savanne. Der Körper änderte sich, wurde weniger muskulös, mehr athletisch, und machte uns zum besten Ausdauerwesen, das dieser Planet je gesehen hat. All das ist evolutionär gerade mal eine Sekunde her. Und auch wenn wir heute starr auf Sofas herumsitzen, heißt das nicht, dass die Evolution sofort darauf reagieren kann. Wir waren, sind und werden noch sehr, sehr lange dieses Ausdauerwesen sein, vor einem Moment noch in der Savanne laufend. Und zu dieser Wurzel, zu der habe ich eine Verbindung. Und deshalb brauche ich auch keinen Sinn. Ich bin, was ich bin. Ein Menschen – ein Läufer.

2 Kommentare

  • Melanie

    Danke für den schönen Beitrag. Viele Läufer nennen den Zustand, das Glücksgefühl, welches du beschreibst “Runners High” und ich kenne das auch. Wie du ausführst, stellt sich das aber erst bei längeren Strecken ein. Die 15 Kilometer sind ein ganz guter Richtwert. Ich wohne zum Glück direkt am Waldrand und habe kaum noch Straße oder Stadt vor mir. Irgendwann ist es dann so, dass ich den Körper kaum noch spüre (das ist keineswegs unangenehm!) und meine Gedanken plätschern dann meditativ vor sich hin. Das Schöne ist, dass der innere Schweinehund dann schon längst überwunden ist. Das ist das ein Zustand, in dem es (zumindest gefühlt) egal ist, ob man noch 10, 20 oder 30 Kilometer weiterläuft. Es geht (bei mir zumindest) dann auch nicht mehr um Geschwindigkeit oder um möglichst schnell anzukommen. Ich bin dann einfach in einem Lauffluss bei sagen wir mittlerer Geschwindigkeit, ja vielleich Wohlfühlgeschwindigkeit.

    • MaSan

      Liebe Melanie,

      danke für deinen Kommentar und mir geht es wirklich ganz ähnlich. Momentan bin ich wieder in der Wettkampfvorbereitung und muss sagen, dass sich das Laufen beim Training auf ein Ziel hin schon verändert, insbesondere wenn u.a. auch lange Einheiten hart gelaufen werden, zu, Beispiel mit Endbeschleunigung. Es verliert dann schon einen teil der “therapeutischen Wirkung”, würde ich sagen.

      Liebe Grüße aus B.
      Martin

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