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Laufen: Fortschritt

Letzte Woche ging ich auf die Bahn so wie ich das meistens jede Woche einmal mache. Sei es für Intervalle, einen Schwellenlauf über 5 oder 10K oder für einen Formcheck. Letztes war meine Intention dieses mal über 10K. Ich führe seit kurzem eine Excel-Liste, damit ich sehen kann, wie sich meine Form entwickelt. Das mag sich vielleicht verbissen oder exzessiv anhören. Aber hey, im Herbst soll die 3-Stunden-Marke auf den Marathon fallen und deshalb muss das sein. Auf diese Art und Weise kann ich gleiche Läufe miteinander vergleichen und sehen, wie sich Kadenz, Puls, Pace und Rennverlauf auf die exakt gleiche Distanz verhalten. Von 2017 bis heute konnte ich das Tempo auf die 10K von 41:25 auf 37:42 steigern. Auf den Halbmarathon wurde aus 01:48:03 im Jahr 2015 eine Zeit von 01:25:27. Den Marathon konnte ich von 4:08:04 im Jahr 2015 auf 3:12:12 pushen. Das sind Lichtjahre, auf alle Distanzen. Ich weiß jetzt noch, als ich um das Knacken der 40 Minuten-Marke auf die 10 kämpfte, es einfach nicht schaffte und es dann in einem Kraftakt doch gelang. Das war damals schon ein richtig großes Läuferglück, das ich beim Überschreiten der Ziellinie empfand. Ich dachte, das war es dann, schneller werde ich nicht mehr. Mittlerweile ist die 40 nicht mehr die Frage, denn ich schaffe eine sub 39:00 im Training nahezu mühelos.  Das ist ein Fortschritt, der mich mittlerweile nicht mehr überrascht. Zu mir sagte vor kurzem ein Arzt der Charité im Rahmen eines Gesundheits-Checkups und Leistungsdiagnostik: “Wenn du es so machst und das so, dann knackst du die 3 auf die 42!” Mir erschließt sich immer mehr, dass körperliche Steigerung ganz festen Grundsätzen und Regeln folgt. Fortschritt ist keine Hexerei und auch nicht mit einem höheren Trainingsaufwand verbunden. Fortschritt ist einfach nur das Erledigen der Hausaufgaben und damit für jeden möglich.

Fortschritt kommt, wenn man im Training einer Systematik folgt, Variationen in den Trainingsalltag hineinbringt, ausreichend regeneriert, sprich: sich mit der Materie beschäftigt. Die richtige Einheit zum richtigen Zeitpunkt zu machen, in der richtigen Intensität und zu sehen, wie diese sich einander bedingen und gegenseitig hochschaukeln wie eine Schaukel auf dem Spielplatz, ist für mich sehr beeindruckend. Wenn du schaukelst, auch wenn du das den ganzen Tag machst, kommst du nicht hoch, wenn du nicht zur richtigen Zeit die Beine vorstreckst und dich zum richtigen Zeitpunkt zurücklehnst. Und so langsam verstehe ich, wie dieses Schaukeln beim Laufen funktioniert. Die Tendenz, die mit STRAVA, die mir meine Daten nahelegen, zeigt nach oben, trotz meines Alters über 40, trotz familiärer Verpflichtungen, trotz Fulltimejob. Und ja, das macht mich stolz. Meine Kadenz steigt, die Laufeffizienz wird besser, die Laktat-Toleranz auch, und auch die VO2 Max. Eine höhere Pace wird dadurch immer länger laufbar ohne Schwächephasen. Wurde ich bei dieser Art Lauf in der Vergangenheit gegen Ende langsamer, lief ich diesen hier in einer konstanten Pace. Zu wissen, dass ich jederzeit sehr schnell laufen kann, zu sehen, wie der Körper stärker wird und immer besser funktioniert, ist ein ziemlich starkes Gefühl, finde ich. Einfach zu wissen, dass es vorwärts geht, wenn ich etwas dafür tue. Das ist sicherlich ein banaler Gedankenansatz, aber doch im Kern fundamental. Mach es richtig, und du erntest die Früchte für deine Arbeit. Das gilt besonders fürs Laufen. Hier gibt es kein Glück, sondern nur Tatsachen. So sagte es einmal Reinhold Messner über das Extremklettern. Du machst etwas oder machst es nicht, Ende! Sicherlich kann man auch einfach laufen, na klar. Und dennoch: Viele von uns haben ein ähnliches Zeitinvest. Wenn ich also ohnehin laufen gehe, warum dann nicht mit einem maximalen Nutzen für die Leistungssteigerung?

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