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Auf nach Triest – eine Reise mit dem Zug und Familie

Ich habe zwar den Führerschein, aber ein Auto habe ich noch nie besessen. Das liegt zum einen daran, dass ich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr in Großstädten wohne und eine zentrale Lage stets bevorzugt habe. Und zwar zum einen deshalb, weil für mich jede Minute in einem Stau oder zur Parkplatzsuche völlig sinnfrei, eine Verschwendung von Lebenszeit ist. Vom Pendeln fange ich gar nicht erst an zu reden. Zum anderen aber auch ganz einfach aus Umweltgründen. Meine bevorzugten Fortbewegungsmittel sind die Bahn und das Fahrrad, die Flugzeugnutzung nimmt mehr und mehr ab (in den letzten Jahren gar nicht mehr). In der Stadt wird jede Strecke kompromisslos mit dem Rad gefahren, weil es die einfachste Art ist, dem Planeten nicht zu schaden. Und wenn ich doch mal ein Auto benötige, dann leihe ich mir eins, was in Berlin in 5 Minuten erledigt ist. Aus diesen Gründen versuche ich auch mittlerweile, den Zug für Urlaubsreisen zu nutzen, wie letztes Jahr zum Beispiel nach Südtirol, was ganz wunderbar geklappt hat. Mit der Bahn fährt man nach Meran nur unwesentlich länger, viel billiger und belastet die Umwelt so viel weniger, dass mich das einfach überzeugt. Entgegen einer Reise mit dem Auto, in das man einfach wild alles einpacken kann, muss eine Bahnreise jedoch viel besser organisiert sein. Alles muss in den Rucksack passen und was ich nicht dabei habe, muss es in meiner Unterkunft geben oder zu leihen sein. Weiterhin muss die Unterkunft auch gut an öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden sein an eine Stadt und an Ausflug-Möglichkeiten, gleichermaßen aber auch im Grünen gelegen sein für das entsprechende Urlaubsfeeling. Wie gesagt hat das in Meran/Südtirol ganz fantastisch geklappt und ich würde es jederzeit wieder so machen. Triest war ein Wagnis, weil die Fahrt ungleich länger ist. Und wenn dann was schiefgeht, man einen Zug verpasst, dann kann so etwas schon mal zur Odysee werden. Und dennoch, ich/wir haben es gemacht, sind an- und wieder zurückgekommen, wir leben noch und ich berichte hier gerne davon, wie das alles ganz ohne Auto oder Flugzeug geklappt hat.

Anreise mit dem Zug und Kosten

Von Berlin aus nach Triest sind es knapp 1.000 Kilometer und es geht über München, das österreichische Villach, das italienische Udine nach Triest. Unterwegs ist man knappe 14 Stunden und das ganze kostet (oder kostete) hin- und zurück 150 EUR über einen Europa-Sparpreis bei der Bahn. Bis nach München geht es ruck-zuck, ab dann wird es zäh, weil es durch die Alpen geht. Mit zäh meine ich langsam, doch langsam kann auch sehr schön sein, wenn es durch eine grandiose Landschaft wie diese hier geht. Die Strecke führt unweit des Großglockners vorbei und links wie rechts offenbart sich einem ein wirklich fantastisches Panorama. Smart ist es, längere Zwischenhalte, zum Beispiel in Salzburg, Villach oder Udine, einzuplanen, damit man mal aus dem Zug rauskommt. Wem das in einem Stück zu weit ist, der könnte auch einen Zwischenstopp in einer dieser Städte einlegen, warum nicht? In Triest angekommen, sollte man die Verkehrs-App TPLFVG herunterladen und sich registrieren. Das Busnetz ist nämlich wirklich große klasse, hochfrequent und über die App lässt sich jede Fahrt ganz leicht planen. Man schreibt, wo man hin möchte, und die App sagt wie, wo und so weiter. Zahlen kann man ganz leicht über die Kreditkarte und eine Fahrt kostet 1.30 EUR innerorts.

Unterkunft

Als Location für die Unterkunft haben wir die Anhöhe des Castellos in der Altstadt gewählt. Man kommt dort leicht hin, kann die Szeneviertel und den Hafen fußläufig gut erreichen, ist dennoch abseits der Touri-Hochburgen und kommt so in den Genuss eines wilden und authentischen Italiens in jeglicher Hinsicht. Denn das ist es, was Triest ist. Die Leute kommen nach Triest, wenn sie die großen Highlights des Stiefellandes schon kennen, um das echte, das Authentische zu suchen, und hier findet man es. Ich habe eine Unterkunft über AirBnD gewählt, eine sehr charmante, preiswerte Wohnung im fünften Stock eines Altbaus. Wenn ich das nächste Mal herkomme würde, wahrscheinlich würde ich das nördlich der Stadt gelegene Viertel Barcola wählen, irgendwo an der Pineta de Barcola. Die Strandpromenade ist nämlcih THE PLAE to be und alles und jeder fährt dort in jeder freien Minute hin. Die Straßen Barcolas sind wunrdebar ruhig und entspannt, einfach schön auch. Und ich muss sagen, dass es mich in der Stadt schon etwas gestresst hat teilweise. Laut, viel Verkehr, das war schon heavy. Deshalb würde ich es eben machen wie in Südtirol ein Jahr zuvor. Lieber das Domizil abgelegen und ruhig wählen und wenn man möchte, dann ab in die in die Stadt.

Triest mit Kindern – das kannst du machen!

Triest ist schon eine Stadt mit massivem Stresspegel. Die Motorengeräusche der Vespas dröhnen bis in die Nacht durch die Straßen, die Gehwege sind stets zu schmal und für Fußgänger ist die Stadt wirklich auch nicht gemacht. Wenn man dann 5 Minuten bei 30 Grad an der Ampel warten muss, um bis zur Verkehrsinsel in der Straßenmitte zu gelangen, nur um dort wieder zu warten, bis die nächst Ampel grün wird, dann bekommt man schon mal Gewaltphantasien und lobt so manches Spießertum in Deutschland. Aber das ist der Preis eines authentischen Italiens, es gehört einfach dazu. Und deshalb ist es wichtig, für Entspannung zu sorgen. Aber jetzt möchte ich euch ein paar Orte zeigen, leise und laute, die man in Triest wunderbar mit Kindern aufsuchen kann.

Castello di San Giusto

Am Castello di San Giusto, das sich an die Altstadt anschmiegt, lässt sich der Tag mit einer wunderbaren Aussicht über die Stadt starten. Auf dem Parkplatz findet man die mobile Bar Barakin San Giusto, wo man das typische Frühstück der Triester genießen kann, einen Schokoladencroissant mit einem Kaffee.

Via Di Cavana

Das hippe Triest findet man rund um die Via Di Cavana und dem Arco di Riccardo. Tagsüber stolpert man von einem Café ins nächste, abends von einer Bar in die andere.

Molo Audace

An der Molo Audace sagt man Triest hallo und dem Tag auf Wiedersehen, während man die rote Sonne bestaunt und über die Adria blickt. Im Anschluss bietet sich ein Spaziergang über den Hafen an, wo man Yachten, Segelboote und riesige Kreuzfahrtschiffe anschauen kann.

Pineta di Barcola

Einen Strand sucht man in Triest vergeblich. Wenn sich die Hitze über die Stadt legt, dann fahren die Triester raus aus der Stadt auf die Pineta di Barcola und legen sich mit ihren Handtüchern am liebsten mitten auf die Strandpromenade. Treppen führen hinunter ins Wasser. An den Bars, die man dort im regelmäßigen Abstand findet, kann man sich mit einem Aperol Spritz zurücklehnen.

Strände zwischen Triest und Sistiana

Vom Bahnhof aus fahren Busse aus der Stadt hinaus gen Westen Richtung Sistiana entlang der Steilküste. Steigt man dort aus, lassen sich mehrere Stände erreichen, zum Beispiel Liburnia oder Le Ginestre. Die Wege dort runter sind zwar teilweise abenteuerlich, aber dennoch mit etwas Kondition gut machbar.

stenwanderung von Duino-Aurisina nach Sistiana

Mit dem Bus lässt sich vom Bahnhof aus Dino Aurisina erreichen, von wo aus man eine tolle Wanderung entlang der Steilküste nach Sistiana unternehmen kann. Das geht auch gut mit Kindern und nimmt mit einigen Pausen zwei bis vier Stunden in Anspruch.

Wanderung vom Obelisco in Opicina nach Prosecco-Contovello

Ganz leicht machbar ist auch eine Wanderung nach Prosecco-Contovello auf einer uralten Römerstraße. Der Weg verläuft fast ganz ohne Steigungen.

Wallfahrtskirche Monte Grisa

Vom Obelisco kann man auch wunderbar zur Kirche Monte Grisa laufen, die erhaben über der Stadt thront. Von den einen als 60er Bausünde betrachtet, von den anderen als Meisterwerk aus Beton, ist es in jedem Fall schon ein Wahnsinn, durch diese Kirche zu laufen. Auf der außenliegenden Terrasse hat man einen echten Killerblick weit über die Adria und der Wald drum herum ist einfach Erholung pur nach einem stressigen Tag in der Stadt.

Castello di Miramare

Ein absolutes Muss ist das Castello di Miramare und der dazugehörige Schlosspark, wo man locker einen ganzen Tag verbringen kann. Ein ganz zauberhafter Ort!

Leuchtturm Faro della Vittoria

Ein Highlight für die Kids ist der Faro della Vittoria. Der Besuch kostet nichts und nach einer kurzen Fahrt mit dem Aufzug nach oben hat man eine grandiose Aussicht über die Stadt. Im Anschluss bietet es sich an, durch das ruhige und gehobene Viertel Barcola zu spazieren und die schönen Häuser zu bestaunen.

Pizza & Eis

Das beste Eis haben wir bei Gelato Marco gefunden. In der Pizzeria Trattoria Al Campanon würden wir auch heute Abend gehen, wenn wir könnten (-; .

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Ma San

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