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Wenn die Muse kommt, legt sie dir nicht den Stift in die Hand. Den musst du schon selbst nehmen!

„Mein Ziel ist, auf Papier zu bringen, was ich sehe und was ich fühle, auf die beste und einfachste Art und Weise.“ – Ernest Hemingway

Ernest Hemmingway

Manchmal werde ich gefragt, was ich mache, wenn ich mal nicht mehr laufen kann. „Dann schreibe ich!“, sage ich dann. Schreiben ist wie laufen, und ein Buch wie ein Marathon. Es beginnt mit der Frage: „Kann ich das?“ Und dann kommt es darauf an: Machst du den ersten Schritt, oder machst du ihn nicht! Ich habe einmal in London gelebt und bin in einem Museum auf Texte von den Beatles gestoßen. Es war großartig, einige ihrer größten Songs einfach mit Kuli auf einen Briefumschlag gekritzelt zu sehen. An einen Satz von John Lennon kann ich mich heute noch erinnern: Jener Mann, der einen Stift in die Hand nimmt, um zu schreiben, ist ein mutiger Mann! Ich weiß, was er damit meint. Da raus zu gehen in dieser knallharten Welt und das Herz zu öffnen, das birgt einiges an Gefahr, die einem etwas anhaben kann. Und dennoch: Es gibt wenige Menschen, die ich bewundere, und Lennon gehört dazu. Und außerdem ist das Leben zu kurz, um Schiss zu haben, VOR NICHTS UND NIEMAND!

„Ich kenne nichts auf der Welt, das eine solche Macht hat, wie das Wort. Manchmal schreibe ich eines auf und sehe es an, bis es beginnt zu leuchten.“ 

Emily Dickinson

Mein drittes Buch ist in Arbeit. Es wäre nicht das Erste, welches in der Kreation stirbt. Aber umgerechnet in den Marathon bin ich bei K25, was bedeutet: es muss jetzt fiel schiefgehen, damit das nicht klappt! Nach Läuferhoch und Flügel sind zum Fliegen da ist das mein drittes Buch, das ich aufs Papier bringe, und das Schwierigste. Das liegt daran, dass ich neben dem Schreiben die Geschichte auch zeichne. Das habe ich bei Flügel sind zum Fliegen da zwar auch gemacht, aber diesmal zeichne ich keine Tiere, sondern Menschen. Geschrieben ist das Buch schon, das Zeichnen ist für mich aber das Schwierige diesmal. Ein Bild im Kopf zu haben ist das eine, dieses aufs Papier zu bringen ein unvorstellbarer Kraftakt. Aber er ist es wert! Die Dinge im Kopf zum Leben zu erwecken, auch wenn man das nur zu zehn Prozent schafft, ist die Mühe wert, wie die letzten fünf Kilometer es wert sind, gelaufen zu werden!

„Jede Geschichte, die ich erschaffe, erschafft mich. Ich schreibe, um mich selbst zu erschaffen.“

Octavia E. Butler

Übt man sich im Schreiben, dann wird man besser, Tag für Tag, ganz so wie beim Laufen. Es gehört dann einfach dazu und manchmal verliert man sich darin in einem Flow, wie bei einem Läuferhoch. Zu Schreiben bedeutet, eine Integrität zu sich selbst zu finden, Dinge zu durchbrechen, die einen beschäftigen. Es schafft Frieden und eine innere Ruhe. Erfolg ist dabei zweitrangig. Man fühlt sich oft gehindert daran, etwas zu tun wie das Schreiben, weil der Fingerzeig stets den Großen, den Berühmten gilt. Das hat den Beigeschmack, dass man selbst offenbar nicht gut genug, nicht besonders genug ist. Das ist nicht wahr! Diese Gedanken, die dich beim Laufen, beim Liegen im Gras überkommen, die Muse selbst, die dir für einen Moment die ganze Welt greifbar macht, sie ist wichtig und verdient den Griff zum Stift. Warum? Weil es aufrichtig, wahr, echt ist. Und das ist ein Privileg nicht des Einzelnen, sondern von uns allen. Nur Mut also, wenn die Muse kommt!

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