Halbmarathon,  Laufen, Sport,  Training

Halbmarathon auf der Bahn, eine mentale Sache

53 Runden auf der Bahn hört sich in der Theorie nach perfekter Planbarkeit und Gleichmäßigkeit an. Dass die Praxis aber anders aussieht habe ich nun am eigenen Leib erfahren. In Kürze steht für mich der nächste Marathon an und wie ein bereits gelaufener 10K-Lauf in Wettkampftempo sollte auch dieser Halbmarathon ein Test sein bzw. mir die Gewissheit geben, dass ich hinsichtlich Marathon-Zielzeit auf Kurs bin. Eine 1:25 wollte ich mindestens laufen, herausgekommen ist lediglich eine 1:26:16. Hört sich nicht viel an, ist aber ein enormer Unterschied. Woran lags? Ich bringe jetzt hier keine Argumente bzw. Entschuldigungen ein, dass ich normalerweise schneller gewesen wäre, denn das ist Bullshit! NO FUCKING EXCUSES! Die Zeit, die steht, die steht, ENDE! Nur auf eine Sache möchte ich zu sprechen kommen, nämlich die mentale Facette des Laufens von einer Runde nach der anderen. Ich glaube, dass von den Bedingungen her keine Runde so war wie die andere. Auf einer Seite kam stets ein wechselnder Gegenwind, niemals gleich, auf mich zu. Mental musste ich mich immer in der ruhigen Hälfte auf die windige vorbereiten, was nicht einfach war. Weiterhin habe ich für mich gemerkt, dass es für mich schlecht ist, Runden zu zählen. Macht man das, kommt einem das nämlich wirklich so vor, als würde der Lauf niemals enden. Stattdessen habe ich nur ab und an auf meine Pace geschaut und versucht, die Strecke nicht in Segmente, sondern in 10 Minuten-Abschnitte zu zerlegen, damit ich mir sagen konnte: Jetzt ist ein Viertel geschafft, jetzt die Hälfte, usw. Auf einer normalen Strecke wird diese gefühlt kürzer und irgendwann geht es immer Richtung nach Hause, was bei mir Kräfte freisetzt. Das ist auf der Bahn nicht so, weil die Strecke optisch einfach nie kürzer wird, sondern immer gleich ist. Geholfen hat mir, mich wirklich selbst komplett zu vergessen und nur auf das Hier und Jetzt zu achten, also nur 8 Meter Bahn vor mir. Außer der Bahn gab es auf der Welt für mich nichts mehr. Es ging mir darum, im Prinzip komplett zu vergessen bzw. zu ignorieren, wie viel ich bereits gelaufen bin und wie viel Strecke noch vor mir lag. Und irgendwann kam sie schneller als gedacht, die letzte Runde und mit ihr die Erkenntnis, dass die Bahn ein verdammt harter Gegner ist. Nun denn, herausgekommen ist nun eine 1:26:16, eine schwierige Zahl für die Interpretation einer möglichen Zielzeit für den Marathon. Bin ich nicht fit genug oder war es ein Ausrutscher und welche Auswirken hat das eigentlich auf meine Renntaktik? Mit sowas muss ich mich nun beschäftigen, aber eines ist klar: Dass ich beim Marathon nicht diese 100-prozentige mentale Gewissheit und den Mut haben werde, um über mich hinauszuwachsen. Denn so, und nur so kann ich es schaffen, die 3-Stunden-Marke auszuradieren. Diesen Optimismus, diese Gewissheit braucht es, sonst ist man am Arsch!

Ma San

4 Kommentare

  • Erik

    Ich bin schon einen 10 km-Lauf alleine auf der Bahn gelaufen und kann das mit dem Wind bestätigen. Es ist sehr anstrengend, wenn die Windverhältnisse sich ständig ändern. Außerdem ist es so ähnlich wie beim Hügel laufen. Die Zeit, die man beim Hügel hoch laufen verliert, holt man beim Hügel runter laufen nicht wieder auf. So ist es auch mit Gegen- und Rückenwind.

    Außerdem ist ein Trainingslauf nicht direkt vergleichbar mit einem Wettkampf. Beim Wettkampf ist man motivierter und holt deswegen die letzten Reserven raus. Bei einem Trainingslauf ist die Motivation nicht ganz so hoch und deswegen gibt man nicht alles.

    Bei welchem Marathon willst du denn starten?

    • MaSan

      Hallo Erik,

      ich starte beim Südl.-Weinstraße-Marathon am 11. April und glaube, dass ich den auch wegen der 500 Höhenmeter nun eher konservativ angehen werde. Damit meine ich ein langsames Angehen bis über die Halbmarathondistanz hinaus, sachte steigernd, und dann Vollgas nach hinten raus. Ganz ohne Druck und mit Spaß an der Veranstaltung und ohne zu großes Risiko, mich komplett zu verheizen. Ich glaube so werde ich das machen. Klar war das kein Rennen jetzt, aber dennoch war da zu viel Schwäche drin, zu wenig Kraft… aber hey, auch das liebe ich am Laufen. Wie sagt man: Wenn es einfach wäre, würde es Fußball heißen (-;

      Liebe Grüße

      • Erik

        Ich starte auch beim Weinstraßen-Marathon. Allerdings laufe ich einer anderen Pace-Klasse als du 🙂 Ich will es aber auch gemütlich angehen. Die Landschaft soll ja sehr schön sein. Deshalb werde ich ab und zu stehenbleiben um einige Fotos zu schießen 🙂

        • MaSan

          Als gebürtiger Pfälzer kenne ich die Gegend und freue mich riesig auf den Lauf in der Heimat 🙌 … das ist richtig schön zu der Jahreszeit…

Schreibe einen Kommentar zu Erik Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert