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In fremden Feldern

Über unsere Sehsucht, wegzugehen und die Einsicht, dass man den Ort, den man da verlässt, vielleicht nicht mehr wieder findet.

In seinem Song “Heute hier morgen dort” singt Hannes Wader über die Unbeschwertheit des Reisens, des Weggehens ohne den Blick zurück. Und doch: “Manchmal träume ich schwer und dann denk’ ich es wär’ Zeit zu bleiben und nun was ganz and’res zu tun”. Man kann wohl nicht einfach so gehen, denn irgend etwas lässt man immer zurück. Die Ferne, die Weite verändert uns, und kehren wir zurück,sind wir, ohne es zu merken, ganz andere Menschen als vorher. Was bleibt, sind die Erinnerungen an das, was war. Und dann wird klar, dass es nie mehr so sein wird, wie es war. “Denn was neu ist wird alt, und was gestern noch galt, stimmt schon heut’ oder morgen nicht mehr.” So trägt der Song von Hannes Wader beides in sich, die Freude des Aufbruchs und auch den Schmerz über die Erkenntnis des Vergänglichen.

Video: Hannes Wader – Heute hier, morgen dort

 

In fremden Feldern: Ein – nennen wir es Gedicht – über das Weggehen, und das Zurückschauen (von MaSan/Martin Seibel)

 

Die Luft wird langsam dünner, doch ich gehe noch immer weiter

Ich kann nur schwer Atmen, doch habe noch nicht damit aufgehört

und eine leichte Brise streichelt Blumen unter Bäumen

Am Tag an dem ich sterbe, in fremden Feldern

Wasserfälle, Champagner und die Grazien – hey, haben wir nicht alles gesehen?

Warfen wir nicht Steinchen gegen Fenster, um Mitternacht?

Kann man des Lebens überhaupt satt sein?

 

Oh brenne, Kerze brenne, brenne dieses Haus nieder

Es gibt nichts mehr außer Erinnerungen, welche einfach verblassen

Und dieser schwarze Vogel über mir bedeutet gewiss nicht Gutes

Am Tag an dem ich sterbe, in fremden Feldern

Ich würde so gerne die Welt durch deine Augen sehen,

Gerne wissen, wie es dir geht. Dort, auf der anderen Seite

Hey, weißt du noch, als wir Steinchen gegen Fenster warfen, um Mitternacht?

Oh, ist es nicht schön, wenn man des Lebens nicht satt werden kann?

 

Oh, bitte lass mich nicht zurück, ich bin noch nicht bereit

Da sind eine Million Wege, und doch kamen wir bis hier

Und der Horizont zeigt mir Farben, die ich noch nie gesehen habe

Am Tag an dem ich sterbe, in fremden Feldern

 

Don’t think twice, it’s all right
“Wenn der Hahn am Morgen kräht, schau heraus aus deinem Fenster, ich werde schon weg sein. Du bist der Grund warum ich weiter gehe, aber hey: denk nicht darüber nach, es ist schon ok.” Inetwa so lässt sich ein Teil der ersten Strophe von Bob Dylans “Don’t think twice, it’s all right” übersetzen. Ein Song über den Drang des Weggehens, weil man sich fremd geworden ist, und die Freiheit ruft, der man nicht widerstehen kann. Vielleicht ist es ja einfach so: Es gibt immer wieder Kreuzungen auf unserem Weg, an denen wir uns entscheiden müssen, in welche Richtung wir gehen wollen. Und immer dann werden wir uns des Weges bewußt, den wir gegangen sind. Dann drehen wir uns um. Aber dann überkommt uns Freude. Freude über das, was vor uns liegt.

Video: Max Paul Maria – Don’t look twice it’s alright (Dylan Cover)

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