Halbmarathon,  Laufen, Sport,  Training

Laufen und Achtsamkeit

In Phasen wie jetzt, in denen ich einfach kein nennenswertes Pensum schaffe, lautet mein Credo wenigstens Formerhalt. Klar baut man ab, vor allem wenn man Ü40 ist, ist klar, aber man muss das nicht einfach bedingungslos hinnehmen. Wenn mir die Zeit fehlt, einen Fünfunddreißiger zu laufen, dann gerne alternativ einen Halben so ziemlich hart gelaufen. Nicht maximal, aber so, dass es wehtut. Ein hart gelaufener Halber kann einen langen Lauf durchaus kompensieren, schreibt kein geringerer als Peter Greif. Und wenn der das sagt, dann wird das wohl so sein. Jedenfalls gelingt es mir ganz gut, dass meine Grundschnelligkeit nicht ganz flöten geht, wenn ich die Laufeinheiten, die ich mache, effektiv ausnutze. Junk Miles lasse ich also weg, mache harte Einheiten, Krafttraining zu Hause und wenn ich schon langsam laufe, dann in meinen Huaraches oder Five Fingers, um an den Laufstil ranzugehen.

In sich reinhören

Wenn ich dann 5, 10 oder 21K auf der Bahn laufe, dann erhalte ich ein gutes Bild über meine Form, weil ich solche Läufe bis 21K schon öfter mal auf der Bahn laufe. Macht man das, hat man den Vorteil, dass man quasi unter Laborbedingungen läuft. Man kann ganz in sich rein gehen, sich nach innen wenden. Ich persönlich liebe das und so habe ich das bei diesem Halbmarathon auch wieder so gemacht. Es interessiert mich, was genau wann passiert und auch was geschieht, wenn man etwas anderes macht. Andere Schuhe trägt, spät beschleunigt, früh oder gar nicht. Wie man an den folgenden Werten für beispielsweise diesen Lauf hier sieht, dann sieht man, dass es bis K13 sehr konstant lief und die Leistung dann absinkt.

Was passiert da, bei so einem K13? Klar war das kein Wettkampf, nur Training, aber dennoch, interessant ist das allemal. Nun – der Lauf war an meiner Schwelle, phasenweise drüber. Der Körper stellt den Sauerstoff bereit, geht aber eine Sauerstoffschuld ein. Laktat bildet sich, die Muskeln übersäuern, die Leistung fällt ab. Der Lauf fühlt sich dann hart an, man muss beißen, und genau diese Phasen interessieren mich. Man ist in so einer Phase dazu geneigt, auf Autopilot zu schalten. Ich widerstehe dem und schalte um auf absolute Aufmerksamkeit. Ich spüre meine Beine, die schwer werden, meine Lunge, die arbeitet, meinen Fußaufsatz und so weiter. In diesem Fall jagte ich mir bei K16 sogar ein Gel rein um zu schauen, ob sich was tut und wie mein Magen in so einer Stressphase reagiert. Einfach ein Test, mehr nicht. Ich realisiere also, dass ich langsamer werde und schaue, was ich dagegen tun kann. Ich versuche dann, eine höhere Kadenz zu laufen bzw. diese zu halten, diese nicht sinken zu lassen. Ich konzentriere mich darauf, nach dem Aufsatz ganz bewusst Kraft in den Abdruck vom Boden zu stecken. Ich versuche, sauber zu laufen und ganz wichtig, zu lächeln. Warum? Weil es ein Geschenk ist, Fitness ist ein Geschenk und ich genieße es.

Hält man das so, dann entgeht einem nichts, man bekommt ein intimes Gefühl, ein klares Bild von den eigenen Stärken und Schwächen. Das ist Erfahrung, die man mitnimmt beim nächsten Mal. Deshalb – wenn du da raus gehst, dann lasse deine Ohrstöpsel mal zu Hause. Sehe den Lauf als eine Art Meditation und höre, schaue, fühle genau hin, sei achtsam und schalte nicht auf Autopilot. Sei da, im Hier und Jetzt.

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