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Über den Umweltwahnsinn Weihnachtsbaum und eine clevere Alternative dazu

Hier in Berlin sehe ich derzeit tausende, abertausende Weihnachtsbäume herumliegen und vertrocknen. Deutschlandweit summiert sich das auf ganze 29,8 Millionen Bäume, so viele wie nie zuvor. Es gibt zwei Bäume, die bei uns Deutschen beliebt sind, die Nordmanntanne und die Blautanne. Selbstverständlich kommen beide Arten bei uns nicht vor (wäre ja auch zu schön gewesen), was bedeutet, dass diese auf Plantagen herangezüchtet werden. Diese Art Baum schneidet in der Umweltbilanz miserabel ab, ganze viermal schlechter als ein heimischer Baum. Zunächst einmal braucht ein solcher Baum Wasser, Platz und Dünger. Das eigentlich Schlimme ist aber, dass ein Haufen Insektizide, Herbizide und Mineraldünger eingesetzt werden, um dem Kunden einen tadellos und gerade gewachsenen Baum mit toller Grün- und Blaufärbung zu bieten. So ein Bullshit! Ist doch klar, dass das Folgen hat! Diese Art der Plantagenaufzucht schadet der Artenvielfalt, den Böden, dem Grundwasser, es schadet allem. Und auch wenn das jetzt kaltlässt, dann das vielleicht nicht: Ein solcher Baum schadet auch der eigenen Gesundheit! Warum? Weil der mit Chemie verseuchte Baum über Wochen im heimischen Wohnzimmer steht und die Ausdünstungen in die kleinste Pore unserer Lungen eindringt. Weiterhin wird ein nicht unwesentlicher Teil der Bäume importiert, nämlich ganze 2 Millionen, zum Großteil aus Dänemark. Umweltbilanz – Schrott! Die Frage, die wir uns bei dieser Angelegenheit stellen müssen, ist die Folgende: Ist es angesichts kranker Wälder, dem Klimawandel, angesichts der Lage, in der wir stecken, ist es da tragbar, einen abgehackten, mit Pestiziden verseuchten Baum ins Wohnzimmer zu stellen, um diesen danach auf die Straße zu schmeißen wie Müll? Müll, der verbrannt, in Rauch verwandelt und zu tausenden Tonnen CO2 gen Himmel steigen wird?

Diese Bäume werden nicht etwa vor Weihnachten abgeholt, sondern nach Weihnachten wieder abgegeben und eingepflanzt

Es geht auch anders
Dass es auch anders geht, dass Klimaschutz nicht zwingend Verzicht bedeutet, zeigt folgendes Beispiel. In Berlin gibt es seit einigen Jahren den Weihnachtsurwald. Man kann sich dort einen Weihnachtsbaum ausleihen, und zwar im Topf gegen Zahlung eines Pfands. Der Baum wird nach Weihnachten wieder zurückgebracht und von den Jungs vom Weihnachtsurwald zurück verpflanzt, den Pfand erhält man zurück. Man kann diesen auch spenden und damit Aufforstungsprojekte unterstützen. Interessant jedenfalls ist, dass ein solcher Baum noch nicht einmal teurer ist. Warum? Sie haben keine Idealform, sind nicht gespritzt und haben kurze Reisewege, was ein Haufen Geld spart. Die Bäume werden auf der Plantage nach Gesundheitskriterien und nicht nach Schönheitskriterien ausgesucht. Nur wenn ein Baum einen gesunden Wurzelballen hat und damit einhergehend ein einwandfreies Nadelkleid, nur dann kommt er in den Topf und gesammelt mit seinen Freunden nach Berlin. Beim Abholen wird der Ausleihende geschult, wie der Baum zu behandeln ist. Dieser muss akklimatisiert und genügend gegossen werden, und das war es auch schon. Auf diese Weise entsteht eine Verbindung zwischen der Initiative und dem Käufer und der Käufer wird Teil der Initiative schon allein deshalb, weil der Baum nicht mehr als Müll verstanden wird, sondern als lebendiges Wesen, um das man sich kümmern muss und das einem im Gegenzug Freude schenkt. Dieses Konzept wird von immer mehr Menschen dankend angenommen und viele legen Wert darauf, den Baum zu Fuß, in der Bahn oder im Fahrradanhänger mitzunehmen und zurückzubringen. Solche Ideen braucht es, denn sie sind einfach in der Umsetzung und prinzipiell adaptierbar überall in Deutschland und sonst wo auf der Welt. Wichtiger ist aber, dass sie auch angenommen werden und der Schlüssel dafür ist, dass wir uns vielmehr als bisher gewohnt über die Auswirkungen unserer täglichen Handlungen bewusst werden. Ein einzelner Baum bedeutet nichts, aber 30 Millionen Bäume bedeuten etwas. Und so ist es mit allem. Es bedarf der Handlung des Einzelnen, um andere zu beeinflussen und die Mühle ins Rollen zu bringen. Nirgendwo geht das einfacher als bei so einer Sache wie dem Weihnachtsbaum.

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