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Ich – laufe – weit! Es ist wie fliegen

30 Kilometer standen auf meinem Plan heute. Lange Läufe wie dieser sind das Herz des Trainings auf einen Marathon. Ich habe keine Angst vor dieser Distanz, auch nicht vor längeren. Ich freue mich vielmehr darauf, sie immer wieder herauszufordern. Ohnehin ist es nicht die Distanz, die hart ist. Hart ist die Distanz in Kombination mit der Zeit, in der man diese zurücklegt. Eine Strecke zu bewältigen, ist keine Sache der Physis, es ist eine Sache des Kopfes. Wenn du vor der Strecke Angst hast, macht sie dich fertig! Deshalb denke ich auch nie an den Weg, der vor mir liegt, und ich starre auch nicht ständig auf die Uhr. Ich denke: Hey, dort am großen See, da schaue ich mal nach der Zeit, und bis ich dort bin, genieße ich es einfach, am Leben zu sein, Laufen zu dürfen. Etwas so Reduziertes wie das Laufen zu praktizeren, bedeutet auch, sich in der Achtsamkeit zu üben. Und ich verarsche dich nicht, wenn ich dir erzähle, dass mich im Wind raschelnde Blätter oder die im Himmel ziehenden Wolken zutiefst glücklich machen. In einem bestimmten, mentalen Zustand, versteht sich. Interessanterweise passiert dies meistens dann, wenn ich schon mindestens zwanzig Kilometer auf dem Tacho habe. Andere würden vielleicht sagen: Also dann, wenn es hart wird! Ich möchte es nicht hart nennen. Hart ist es eher am Anfang, und dann begebe ich mich in eine geistige Ebene, die ich auch in den Gesichtern anderer Läufer sehe, die weite Strecken laufen, so wie ich. Ich verliere mich dann einfach in meinen Schritten, gehe völlig auf in der Bewegung. Es ist wie, ja, wie Fliegen. Zach Miller hat wirklich recht. Miller ist, du wirst ihn vermutlich nicht kennen, einer der besten Ultraläufer der Welt. Bevor er auf einer Hütte in ein paar tausend Meter Höhe lebte, um den ganzen Tag Holz zu hacken, sich um Gäste zu kümmern und zwischendurch die krassesten Läufe durchzuziehen, da arbeitete er auf einem Kreuzfahrtschiff. Legte dieses irgendwo an, sprintete er los, an das ambitionierteste Ziel am jeweiligen Ort. Er schaffte es immer zurück, bevor das Schiff ablegte. In dem Buch Der Aufstieg der Ultraläufer wird Miller vom Autor und Ultraläufer Adharanand Finn gefragt – dieser besucht ihn auf seiner Hütte – warum er überhaupt laufe. Nach kurzem Überlegen antwortet der: “Ich glaube, es kommt dem Fliegen am nächsten!”

 

 

 

 

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