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Shlomo – Der Goldschmied und der Nazi (PODCAST)

Bis ins Detail recherchiert, aufwändig produziert, wissenschaftlich fundiert, höchst interessant und relevant zugleich – der Podcast 11KM der Tagesschau ist für mich eine echte Entdeckung. So auch, was den fünfteiligen Podcast “Shlomo – Der Goldschmied und der Nazi” angeht. Ein junger Mann namens Stanislaw Szmajzner, Shlomo genannt, kommt mitsamt Familie in das Vernichtungslager Sobibor. Sobibor, von dem die allerwenigsten wohl jemals gehört haben, ist einer der schlimmsten Orte der Welt. Das liegt an dem Mann, der über das Vernichtungslager herrscht, SS-Mann Gustav Wagner, einem der schlimmsten und brutalsten seiner Gattung. Vater und Mutter sterben und auch sonst alle, die er kennt, doch er nicht. Dass er überlebt, verdankt er seiner Ausbildung als Goldschmied. In den Gaskammern muss er aus den Mündern seiner toten Landsleute die Goldzähne herausbrechen und Schmuck für die SS-Männer herstellen. Es ist klar, dass diese Zeit, stets nah am Tod, sein ganzes Leben prägen wird und er niemals ruhig schlafen kann in seinem restlichen Leben. Shlomo ist ein besonderer Mann und ein mutiger obendrein. Zusammen mit 300 Insassen wagt er den Aufstand und bricht mit Gewalt aus diesem Ort der Hölle aus. Er ist einer von 60, die das überleben.

Shlomo möchte vergessen, möchte ganz weit weg, und findet in Brasilien seinen Frieden. So lange, bis er eines Tages seinem Peiniger durch Zufall begegnet, jenem Mann der alle, die ihm lieb waren, getötet hat, Gustav Wagner. Wie viele Nazis führte auch er in Südamerika ein sorgloses Leben (im Übrigen mit Hilfe der Kirche), bis man ihn eines Tages aufspürt. Die beiden begegnen sich auf einer Polizeistation persönlich, von wo aus Wagner ausgeliefert werden soll. Es ist eine Begegnung, überliefert mit echten Auszügen, die einem den Atem stocken lässt. Die ganze Welt verlangt seine Auslieferung, doch er wird nicht behelligt – verjährt! Shlomo kann das nicht fassen, erträgt es nicht, dieselbe Luft zu atmen wie Wagner. Er möchte Rache, möchte Wagner tot sehen.

Ich kann Marc Hoffmann nur danken für diese Geschichte, die er mit unfassbar viel Aufwand überliefert hat. Für die vielen Gespräche, die er mit Zeitzeugen führte, für die Energie die da drin steckt. Ich finde es eine Schande, dass so wenige SS-Killer unbeschadet ihr Dasein im Paradies fristen konnten, ohne jemals zur Rechenschaf gezogen gezogen zu werden. Diese Geschichte hier ist unter anderem eine Geschichte darüber, dass Taten nicht einfach verschwinden können, ganz egal, wie tief man diese vergräbt. Die Wahrheit kommt ans Licht, sie verjährt niemals!

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