
100 Meilen – 1 Tag: Der Western States 100 steht dieses Wochenende an mit der bisher besten Deutschen Beteiligung und dem Maestro höchstpersönlich
Am letzten Juniwochenende 2025 steht einer der bedeutendsten Ultraläufe der Welt bevor: der Western States 100-Mile Endurance Run. Jedes Jahr versammeln sich in der Sierra Nevada Trailrunner aus aller Welt, um 100 Meilen (160,9 km) von Olympic Valley bis Auburn, Kalifornien, zu bewältigen – durch Schnee, Hitze, Schluchten und Geschichte. Doch wie begann alles – und warum ist dieses Rennen heute Legende?
🐎 Von Pferd zu Fuß – die Geburtsstunde des Western States
Der Ursprung des Western States 100 ist so einzigartig wie das Rennen selbst: Es begann 1955 als Teil eines Reiterwettkampfs – dem Western States Trail Ride, auch bekannt als Tevis Cup, ein 100-Meilen-Ritt durch die Sierra Nevada. 1974 meldete sich ein gewisser Gordy Ainsleigh für den Ritt – ohne Pferd. Sein eigenes war im Vorjahr verletzt ausgefallen. Anstatt aufzugeben, beschloss Ainsleigh, die Strecke zu Fuß zu laufen, um zu beweisen, dass ein Mensch die Strecke ebenso in unter 24 Stunden schaffen könne wie ein Pferd. Er schaffte es: 23 Stunden und 42 Minuten – und damit war der Western States 100 geboren. Was als skurriles Experiment begann, wurde zur Initialzündung für den modernen Ultrarunning-Sport.
🌄 Von Jahr zu Jahr: Wie der Mythos wuchs
Nach Gordy Ainsleighs historischem Lauf dauerte es nur wenige Jahre, bis der erste offizielle Western States 100 im Jahr 1977 veranstaltet wurde – mit genau 14 Teilnehmern. Seitdem ist das Rennen Jahr für Jahr gewachsen, wurde professioneller, bekam internationale Beachtung und prägte ganze Generationen von Ultraläufern.
- Heute dürfen jährlich nur ca. 369 Starter*innen teilnehmen – eine Hommage an das berühmte „One-in, One-out“-Prinzip.
- Die Strecke bleibt dabei fast unverändert: 160 km mit rund 5 500 m Aufstieg und 7 000 m Abstieg, bei teils extremen klimatischen Bedingungen: Schnee in der Höhe, brütende Hitze in den Canyons.
- Nur wer in unter 24 Stunden finisht, erhält die begehrte Silberne Gürtelschnalle – die Krönung eines jeden Finishers.
🏆 Die großen Namen der Western States-Geschichte
Scott Jurek – Der König des Laufs: Der US-Amerikaner Scott Jurek dominierte das Rennen wie kein anderer: 7 Siege in Folge von 1999 bis 2005 – ein Rekord, der bis heute steht. Jurek war mehr als ein Läufer: Als Veganer, Meditierer und Intellektueller prägte er den Sport ganzheitlich. In seinem Buch Eat & Run beschreibt er den Western States als spirituelles Erlebnis, nicht nur als Wettkampf.
Jim Walmsley – Der Rekordhalter: Die neue Ära führte Jim Walmsley an die Spitze: 4 Siege (2018, 2019, 2021, 2024), Streckenrekord mit 14:09:28 (2019). Er prägte eine Ära der Geschwindigkeit – und wurde zum Gesicht des modernen, professionellen Ultrarunnings.
Kilian Jornet – Die Legende aus Europa: Kilian Jornet gewann das Rennen 2011 – eine Sensation. Es war das erste Mal, dass ein europäischer Läufer den US-Klassiker dominierte. Seither wurde er zur globalen Ikone des Trailrunning mit Siegen wie bei dem UTMB und Hardrock 100.
Was ist dieses Jahr besonders?
- Jim Walmsley fehlt verletzungsbedingt – das Feld ist offen.
- Kilian Jornet kehrt zurück – erstmals seit 2011 steht er wieder an der Startlinie.
- Wetterprognosen deuten auf klassische „Western States“-Verhältnisse: Schnee am Start, Hitze in den Canyons.
- Die internationale Beteiligung ist so hoch wie nie.
🥇 Top-Favoriten Männer
- Kilian Jornet (ESP) – die lebende Legende.
- Rod Farvard (USA) – Zweiter 2024, hungrig auf mehr.
- Adam Peterman (USA) – Rückkehr nach Verletzung, 2022 schon überragender Sieger beim UTMB.
- Caleb Olson, Hayden Hawks, Dan Jones – schnelle Beine, starke Bilanz
Hannes Namberger – Deutschlands Debüt beim Western States
2025 feiert auch Deutschland eine Premiere: Hannes Namberger, der erfolgreichste Ultraläufer Deutschlands, steht zum ersten Mal am Start.
- Er sicherte sich sein Ticket beim Canyons Endurance Run, wo er als Dritter beeindruckte.
- Namberger hat sich als starker Bergläufer bei Läufen wie Lavaredo, Eiger Ultra und UTMB (Platz 4 letztes Jahr!) etabliert.
- Jetzt stellt er sich der besonderen Herausforderung des amerikanischen Klassikers – mit völlig anderen Bedingungen: längere Downhills, trockene Hitze, schnellere Konkurrenz.
Warum das spannend ist? Noch nie zuvor war ein so guter deutscher Läufer beim Western States 100 am Start. Namberger könnte – sollte er sich gut anpassen – für eine echte Überraschung sorgen. Wenn euch das mehr interessiert: Mit dem Trail Magazin sprach Namberger vor kurzem über die Herausforderung western States und wie er sich darauf vorbereitet. Hören könnt ihr das hier.
Fazit – Mehr als ein Rennen
Der Western States 100 ist kein normales Sportevent. Es ist ein Mythos, geboren aus einem Pferderitt, getragen von Pionieren wie Gordy Ainsleigh und Scott Jurek, weitergeführt durch Legenden wie Jim Walmsley und Kilian Jornet – und jetzt bereit für eine neue Ära mit Hannes Namberger. 2025 könnte ein Jahr werden, das Geschichte schreibt.
Das Rennen live verfolgen
Live könnt Ihr das Rennen auf YouTube ab Samstag den 28. Juni um 13:15 auf folgendem Link verfolgen:
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