
Laufen – warum man auch mal kein Bock haben darf – und warum sich manchmal gerade das auszahlt
Seit dem Trail du Grand Ballon bin ich läuferisch im Prinzip, tja wie sagt man, ja prinzipiell kein Läufer mehr, sondern eher auf Standby-Modus. Ein oder zwei Rennen habe ich noch gemacht, aber insgesamt laufe ich wenig derzeit. Es gibt diese Phasen, in denen sich Laufen für mich einfach nicht so gut anfühlt wie sonst, ich einfach nicht so die Lust habe und mich regelrecht aufraffen muss. Das hat natürlich mit dem Alltag zu tun. Ist halt alles viel im Moment und manchmal habe ich das Gefühl, das Leben überrennt mich. Wenn man arbeiten geht, nach Hause kommt und man auch dort zu tun hat, ja dann fehlt die Energie. Und so manches Wochenende stehe ich auf und frage mich, ob es die Zeit denn hergibt heute, mal wieder anständig zu trainieren. Und ehe ich mich versehe wird es dunkel draußen, die Müdigkeit überkommt mich und es wird wieder nichts.
Das ist normal, solche Phasen sind normal und kein Grund zur Panik. Wichtig für mich ist, dass mir das alles Spaß macht, ich darauf Lust habe. Und die letzten zwei Monate hatte ich einfach mehr Lust darauf, mir abends mal mein Bike zu schnappen (aein ganz normales Bike) und durch die Weinberge hier zu brettern. Einfach den Sommer genießen, wie er sich da draußen breit macht, die Atmosphäre einsaugen in den kleinen Dörfern rund um meine Stadt, einfach Spaß haben, einfach sein irgendwie ohne Stress, irgendwie das. Ab und an war ich auch mal schwimmen, am liebsten im See, hier und da wandern, so halt.

Laufen ist in solchen Phasen dann weit, weit weg für mich. Wichtig ist aber, dass man läuferisch nicht absackt in den Läuferkeller. Ein bisschen laufen sollte man deshalb auch ist den übelsten Läufertiefs. Wenn ich laufen war bzw. laufen gehe derzeit, dann gerne auf dem Trail auf einer super Strecke, die richtig fetzt. Gerne auch mal auf der Bahn Intervalle ballern oder in unterschiedlicher Pace Kurzstrecken-mäßig am späten Abend durch die Wein-Hoods rennen. Gerne versuche ich mich in solchen Zeiten auch mal an STRAVA-SEGMENTEN. Das ist eine coole Sache und immer gut für Motivation bei einem Lauf. Dieser wird damit zum Fahrtspiel und spielt sich in unterschiedlichsten Pulszonen ab. Das ist effizient und macht gleichzeitig Spaß, wie ich finde. Kurz: Der Fokus liegt derzeit auf FUN und Effizienz mit dem Nebenprodukt Zeit für andere Dinge und Erholung.
Ab und zu Zug rausnehmen ist okay, finde ich. Kraft tanken, relaxen und dann mit neuer Energie und vor allem Motivation wieder zu starten, das finde ich gut. Und ich spüre sie schon, die Lust nach längeren Läufen und die Vorfreude auf einen Marathon, der kommen wird. Insgesamt ist ein Laufpensum also niedrig. Was ich aber mache ist – Reize setzen. Das heißt ich gehe bei meinen Läufern derzeit in völlig unterschiedliche Pulsbereiche, gerne auch in schneller und sehr schneller Pace und gerne auch als Fartlek. Interessanterweise kommen dann, wenn ich mal 5K auf Tempo angehe, oder 10, sehr interessante Zeiten bei raus. Obwohl man denken könnte, dass das ja eigentlich nicht sein kann, wenn man so wenig trainiert, Aber genau da kommt die Regeneration rein und ja, die Ruhe und diese Scheißegal-Mentalität. Zwei Kurzrennen (beides 10K) habe ich gemacht dieses Jahr, beide mit wenig bis null Vorbereitung, beide Male stand ich auf dem Podium. Klar waren das jetzt nicht DIE Rennen, ist klar. Aber dennoch, wo kommt die Power her?
Als ich heute meine COROS-Werte mal wieder checkte, dachte ich sie will mich verarschen. Meine Lauffitness war mit 94,6 noch nie so hoch, meine VO2 MAX rutschte zum ersten Mal in meinem Leben auf eine 60 vor, die Rennprognosen sind richtig krass und der Schwellenwert – was soll ich sagen, auch der ist heftig für meine Verhältnisse.
Davon kann man jetzt halten was man will und ich halte davon eigentlich nicht viel. Die 5K bis 10K Zeiten halte ich zwar für realistisch, die 21K vielleicht noch machbar, den Marathon aber – Forget ist, nie im Leben. Das sind alles Zahlen, FUCK IT. Nur das was du läufst zählt einen Deut, alles andere ist Utopie, Hätte-Hätte Geschwafel. “Wäre die Unterführung nicht gewesen, dann hätte ich…” . “Wenn der mal trainieren würde, ja dann….” . Von solchen Sprüchen halte ich – NULL KOMMA NULL. Also, das sind alles nur irgendwelche Prognosen, die aber dennoch interessant sind. Meine Uhr nimmt meine Pace auf die Distanzen, setzt diese ins Verhältnis zu anderen Parametern und sagt mir: “Cool, da geht was!” Und irgendwie fühle ich das auch. Diese schnellen Dinger gehen runter wie Öl und fühlen sich nicht anstrengend an. Was mir die Uhr sagt ist deshalb vielleicht gar nicht so blöd.
Was auch immer das ist, ich glaube es hat etwas mit meiner Einstellung zu tun, einfach mal weniger zu machen mit viel Spaß. Zu alternieren zwischen den Sportarten, zu ballern wenn ich Bock drauf habe und auf lustlose Junkmiles zu verzichten. Ich mache also was ich will. Mache das, was Spaß macht. Was ich nicht mache sind Läufe im Wohlfühl-Pulsbereich. Und vielleicht gerade deshalb, weil ich einfach das mache was ich will ohne jeglichen Zwang, zeigen alle Indikatoren nach oben, das finde ich extrem cool, auch wenn es vielleicht gar nicht stimmt. Was es aber auf jeden Fall ist, ein Placebo, das Minimum. Und wenn es dann kommt, das Maratraining, ich glaube dann habe ich wieder richtig, richtig Lust, und mit dem Placebo auch das nötige Selbstvertrauen, hoffentlich. In diesem Sinne – das alles nicht so ernst nehmen, mal einen Gang zurückschalten, einfach mal die Sterne betrachten und schweigen. Alles andere wird schon (-; .
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