Sebastiao Salgado
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Sebastiao Salgado – GENESIS

Von Sebastiao Salgado habe ich zum ersten Mal durch Wim Wenders zum Oscar nominierten Dokumentarfilm Das Salz der Erde gehört. Ein sehr stiller Film, in dem der Brasilianer in ruhiger, bedächtiger Stimme erzählt, wie er zu der Person geworden ist, die er heute ist. Nämlich zu einer derjenigen wenigen Menschen auf dieser Welt, die wirklich etwas Bedeutendes zu sagen haben und denen man zuhören sollte. Seine Fotografien sind von solcher Wucht, Brutalität und Schönheit gleichermaßen, wie man sie noch niemals zuvor gesehen hat. Mir ging es im Prinzip wie Wim Wenders. Als er in einer Galerie eines dieses berüchtigten Portraits Salgados sah, war er wie gebannt, kaufte das Bild sofort und wollte fortan alles über diesen Mann wissen.

Sebastião Salgado: Genesis

Sebastião Salgado
Genesis ist lediglich eines von vielen Werken Salgados, aber eben das aktuellste. Man muss sein Werk als Prozess verstehen, und besonders deutlich wird das, wenn man sich Wim Wenders Film Das Salz der Erde anschaut. Nachdem Salgado Wirtschaftswissenschaften studierte, zog es ihn mit seiner Frau nach Paris und später nach London, von wo er, für eine internationale Kaffeeorganisation tätig, häufig nach Afrika reiste. Der Zufall wollte er, dass er irgendwann die Leica seiner Frau mit auf reisen nahm, was sein Leben von nun an veränderte. Fortan bereiste er als Fotojournalist die ganze Welt, wobei ihn vor allem die Menschen am unteren Ende der Gesellschaft interessierten. Mit ihnen lebte er, verbrachte viel Zeit fernab seiner Familie. Denn ein Portrait, so sagt er im Film, bekomme man geschenkt. Um dieses Geschenk zu erhalten, verbrachte er viel Zeit mit den Menschen, um sie kennenzulernen, sie zu verstehen.

“Die Menschen sind eine schreckliche Spezies. Niemand verdient es zu leben, keiner von uns!“ 

Von Flucht uns Elend
Mit seinen Reisen in die ärmsten Länder der Welt wird ihm zunehmend deutlich, was für ein ungerechter, brutaler Ort die Welt ist. Exodus entsteht, ein Bildband über die großen Fluchtbewegungen auf dieser Welt. Er ist dort, in Ruanda, als die Menschheit beim Genozid ihre Würde verliert. Auf seinen Bildern sieht man Baggerschaufeln, die tief in Leichenberge fassen, verhungernde Kinder, Menschen in  unsagbarem Leid. “Die Menschen sind eine schreckliche Spezies“, sagt er mit Tränen in der Augen, „niemand verdiene es zu leben, keiner von uns!“ Doch nicht nur Afrika wird von Willkür heimgesucht, die Flucht ist auch hier bei uns, in Europa. Es entstehen andere Werke wie Workers. Ein Band, der das moderne Industriezeitalter thematisiert, den Menschen als Arbeitsmaschine.

Sebastião Salgado: Genesis

Die Entstehung von Genesis
Irgendwann wird Salgado krank. So krank, dass er fast stirbt. So kehrt er als alter Mann zurück in seine Heimat Brasilien, nur um zu erkennen, dass der Regenwald, in dem er einst lebte, durch Abholzung und Viehzucht dem Erdboden gleichgemacht wurde. Für ihn ist das symbolisch. Seine Welt ist genauso am sterben wie er. Seine Seele ist krank vom Leid, das er sah in Afrika. Seine Frau ist es, die den ersten Setzling in den Erdboden setzt, ein vermeidlicher Kampf gegen Windmühlen. Doch der Keimling wächst und der nächste auch. Dieser Umstand erweckt Salgado wieder zum Leben, und Stück für Stück, Baum für Baum forsten sie die ganze Gegend wieder auf. Salgado, wird, was er nicht für möglich hielt, Zeuge der unstillbaren Kraft der Natur, sich von Zerstörung zu Erholen. So entsteht Genesis, das ein Loblied auf die Natur werden soll. Salgado verschreibt sich, die entlegensten Winkel unserer Erde festzuhalten, verbringt Jahre auf Reisen und macht unglaubliche Bilder. Pinguine sieht man da, die sich in die riesigen, zerstörerischen Wellen der Antarktis werfen. Eingeborene, die noch immer leben wie in Urzeiten, inmitten der endlosen Weiten des Amazonas. Unsere Welt, das habe ich für mich mitgenommen, ist trotz dieser ganzen Scheiße, die momentan überall vor sich geht, noch nicht am Ende!

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Ma San

2 Kommentare

  • Torsten

    Salgado ist ein grossartiger Fotograf! Nicht nur seine Fotografien, auch sein Leben spricht für sich und gibt Ansporn, es ihm gleich zu tun. Danke für den tollen Beitrag!

    • MaSan

      Hey Torsten,

      vielen Dank für deinen Kommentar! Ich kam glücklicherweise in den Genuß, seine Ausstellung GENESIS im C/O Berlin zu bestaunen. Menschen wie er vermögen es, uns auch in dunklen Zeiten wie den heutigen Hoffnung zu geben! Man kann die Dinge ändern, wenn man nur irgendwie daran glaubt…

      Liebe Grüße

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