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What a Trip – mit 15 km/h bis ans Ende der Welt

25 Jahre alt ist Maximilian Semsch, als er 2008 die Pedale seines Fahrrads mit Anhänger in München in Bewegung setzt. Sein Ziel – Singapur!

Abenteurer von Beruf
Wie wird man eigentlich Abenteurer von Beruf? Das Fernweh liegt Maximilian Semsch regelrecht in den Gegen. Bereits mit 21 Jahren zieht es ihn hinaus in die Ferne. Mehrere Jahre unterwegs, ist für ihn der normale Berufsalltag keine Option mehr, allerdings auch nicht ein Leben am unteren Ende der Gesellschaft in Form von anspruchslosen Gelegenheitsjobs. Nein, er möchte Abenteurer werden, hauptberuflich versteht sich. Das Feeling, so die Geschäftsidee, möchte er den Daheimgebliebenen vermitteln.

Von München nach Singapur mit dem Fahrrad
Gesagt, getan. 2008 steht er in München umgeben von seinen Freunden, um Lebewohl zu sagen. Er verabschiedet sich und tritt in die Pedale, anfangs noch begleitet von seiner Freundin und seinem Hund. Sein Ziel ist das ca. 13.000 Kilometer entfernte Singapur. Weiter geht es nicht mehr auf dem Festland. Ein großes Ziel und noch so weit entfernt. Zunächst einmal radelt das Dreiergespann entspannt aus der Stadt in die immer weniger dichten Großstadtbezirke, auf die Landstraßen und findet sich schließlich auf Feldwegen wieder. Abends wird das Zelt in idyllischer Landschaft aufgeschlagen und am Morgen geht es früh weiter. Maximilian kommentiert das ganze permanent, wie viele Kilometer er heute geschafft hat, das Wetter und wie er sich fühlt. So vergehen die Tage, und irgendwann heißt es Abschied nehmen von seinen Begleitern. Ab jetzt, die polnische Grenze ist überschritten, geht es alleine weiter.

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Auf seinem Weg durch Polen, Russland und Kasachstan fährt er durch menschenleere Landschaften. Bild: Unsplash, Pixabay

Irgendwann stößt noch einmal sein Vater hinzu, um ihn zwei Wochen lang zu begleiten. Das Wetter spielt keinesfalls immer mit. Auch in sintflutartigem Regen wird geradelt, was das Zeug hält. Da muss auch sein, denn Visa mit Einreise- und Ausreisedatum für mehrere Länder mussten im Vorfeld beantragt werden. Der Vater ist längst wieder weg, und die Landschaft Polens weicht den ukrainischen Weiten, in denen Maximilian manchmal tagelang keine Menschenseele sieht. Unterwegs macht er immer wieder zufällige Bekanntschaften. Mitten in der Ukraine, sein Zelt hat er gerade in den Feldern aufgeschlagen, trifft er auf eine deutsche Reitgruppe. Hier und da trifft er stets auf freundliche Menschen, die ihn nach seinem Vorhaben fragen und ihn zu sich nach Hause einladen. So reiht sich ein Tag an den anderen, manchmal schneller, mal langsamer zusammengeschnitten.

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Tiefpunkte
Es ist nicht immer leicht. Manchmal blickt Maximilian in die Kamera – tausende Kilometer hat er bereits zurückgelegt – und hat einfach keine Lust mehr von dem nie aufhörenden Seitenwind in Kasachstan, das er gerade durchradelt, oder der brennend heißen russischen Sonne. Auch sein Äußeres ändert sich Tag für Tag, wird immer wilder. Sein Bart wird immer länger, so auch seine Haare, die zerzaust im Wind flattern. Es ist nicht nur das Radfahren, um das es im Film geht, sondern um das Gefühl der Freiheit, um das Hinterfragen gesellschaftlicher Grundsätze. Einmal sieht man Maximilian irgendwo in Russland in einem See baden, mit seinem Duschgel in der Hand. Es ist die Einfachheit, an der er sich, so lange unterwegs, stets erfreuen kann. Den kleinen Dingen des Lebens. Er sitz auf Wiesen, schaut der untergehenden Sonne entgegen, und ist glücklich. Seine Beine werden immer kräftiger und Tag für Tag legt er mehr Strecke zurück. Und ganz alleine fährt er durch seelenleere Landschaften, bis er schließlich China erreicht. Die Chinesen, die sich gerade auf die olympischen Spiele vorbereiten, erteilen ihm kein Visum, eine Hiobsbotschaft für ihn, die er mit Tränen in den Augen kommentiert. Sein Vorhaben, gescheitert? Keinesfalls. Er überfliegt schlichtweg China und setzt sein Reise in Bangkok fort. Die verlorene Distanz macht er in Kambodscha wett. Die verlassenen Landschaften Osteuropas werden schlagartig ersetzt von Exotik, von den Geräuschen der Tiere der Regenwälder, Verkehrschaos und menschenleeren, herrlichen Stränden. Der Rest ist reine Formsache. Nach 211 Tagen kommt Maximilian Semsch in Singapur an.

Es geht weiter
Der Film, der aus den Aufnahmen entsteht, erhält mehrere nationale und internationale Auszeichnungen. Und schon bald sollte man von dem jungen Abenteurer wieder hören. Im Jahr 2012 wollte er es mal wieder wissen, und umradelte mit seiner mit seiner Lebensgefährtin und einem Kameramann mit einem E-Bike Australien. What a Trip – Around Oz heißt das Werk, das dabei herausgekommen ist. Semsch beweist, dass man seine Träume leben kann. Als hauptberuflicher Abenteurer lebt er vom Verkauf seiner Filme und von Vorträgen.

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Vielen Dank fürs Lesen! Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen!

Ma San[/Avatar]

5 Kommentare

    • MaSan

      Hi Gustav,
      danke für den Comment. Ganz schön kess, was der junge Mann da gemacht hat. Was ich mich nicht getraut hätte, wäre überall wild zu campieren mit dem Zelt. Da hätte ih ehrlich gesagt etwas Angst… Die Fahrt hätte ich natürlich gepackt (-:

  • Lisa

    Großartige Reise. ich hoffe ich kann meinen Trip von Thüringen nach Irland dieses Jahr genauso feiern 🙂 Drück mir die Daumen. Wenn du interesse an einer Bloggerkooperation in diese Zeit hast, dann sag bescheid 😉 Man findet mich unter travelistme

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