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John Strelecky: The Big Five for Life – Was wirklich zählt im Leben (Buchrezension, Teil I)

Gleich einmal vorweg. Das Buch glänzt nicht literarisch, sondern eher durch die Message, und die ist bärenstark! John Strelecky stellt in The Big Five for Life unser Gesellschaftsmodell in Frage und zeichnet eine Alternative auf, die wirklich zum Nachdenken anregt. All das verpackt er in eine Geschichte, die seinen Aussagen Ausdruckskraft verleiht.

Die Story
Alles dreht sich um den allseits geliebten Thomas Derale, seinen Jünger Joe und dessen Bekanntschaft Sonja. Joe, seinerseits von Thomas‘ genialem Führungsstil beeinflusst, überliefert sein Knowhow an Sonya. Die will alles ganz genau wissen, und Joe beginnt zu erzählen. Eines Morgens trifft der frustrierte Arbeitnehmer Joe am Bahnsteig auf einen Fremden, Thomas Derale, der ihn fragt, ob heute ein guter Museumstag wäre. Joe, zunächst irritiert und verärgert, spricht den Mann einige Tage später darauf an, was er denn damit gemeint habe. Dieser entgegnet ihm, dass er in ihm ein großes Potential und Hoffnung sehe, aber auch eine stille Verzweiflung, hervorgerufen durch seine Arbeit, die ihn offensichtlich frustriert. Man müsse das Leben mit einem Museum vergleichen, in dem jeder Tag schonungslos einen Raum fülle. Ob Joe wolle, dass 98% seines Lebensmuseums mit Bildern gefüllt sein sollte, die ihn überhaupt nicht interessieren, übertragen also mit einer Arbeit, die ihm keinen überhaupt keinen Spaß mache, aber so unendlich viel Zeit in seinem Leben einnehme? Damit verändert er das Leben von Joe und enthüllt ihm die Geheimnisse eines erfüllten (Arbeits-)Lebens.

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„Die Menschen arbeiten 40 oder 50 Jahre lang, damit sie eines Tages in Rente gehen und den Eifelturm in Frankreich besichtigen“…. „und dann kommen sie nicht mehr dazu.“ Bild: StartupStockPhotos, Pixabay

Der Zweck der Existenz
ZDE ist die Abkürzung für Zweck der Existenz. Warum existiert ein Unternehmen, warum arbeitet ein Mitarbeiter dort? Den ZDE gelte es zu finden, für das Unternehmen, aber auch für den einzelnen Mitarbeiter. Wichtig sei, dass der ZDE des Unternehmens mit dem ZDE des Mitarbeiters übereinstimme. „Man gehört dazu oder eben nicht.“ Sei dies gegeben, verbringe der Arbeitnehmer seine Zeit mit Dingen, die ihn erfüllen. Ein solches Arbeitsverhältnis gehe über den bloßen Umstand der Bezahlung hinaus. John Strelecky vergleicht das mit der Tierwelt: „Wenn du ein Zebra bist, dann komm zu mir in die Steppe und schließ dich mir an. Ich bin ein Zebra und nichts anderes.“ Ein ZDE könne zum Beispiel lauten: „Alles zu erleben, was ich mir im Leben wünsche, damit ich lebe, ohne etwas zu bedauern.“

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Wo stehst du jetzt und wo willst du hin? Bild: cocoparisienne, Pixabay

Der ZDE und die Profitabilität
Was sich zunächst anhört wie Sozialamt, ist es keineswegs. Letztlich geht es um Gewinn eines Unternehmens. Bleibe dieser aus, würden alle verlieren, sowohl das Unternehmen als auch die Mitarbeiter. Der Gewinn wiederum würde von 2 Dingen beeinflusst, Produktivität und Fluktuation. Ein Mensch, dessen ZDE nun zu dem ZDE des Unternehmens passe, sei zum Beispiel wesentlich produktiver. Und dieser Umstand würde von vielen Unternehmen ignoriert, die zwar aufgrund der Qualifikation Personal einstellen würden, aber nicht aufgrund des ZDE. Genauso verhalte es sich mit der Fluktuation. Viele Unternehmen würden diese nicht beachten und ihre Mitarbeiter als ersetzbar betrachten. Dabei würde ignoriert, dass durch Neueinarbeitung und Weggang die Kosten durch niedrigere Produktivität des Mitarbeiters in dieser Phase (in den letzten Monaten lediglich 50%) enorm seien. Passe das ZDE des Mitarbeiters aber zum Unternehmen, wäre eine niedrigere Fluktuation die Folge, weil das Personal eben nicht kündige, sondern zufrieden sei mit der Arbeit. John Strelecky unterlegt diese These mit Fakten und verweist auf eine Studie (gevityinstitute.com), nach der ein Unternehmen, das auf ein familienähnliches, also freundliches Umfeld setzte, um 23% höhere Gewinne und um eine 67% niedrigere Fluktuation habe.

Konkrete Beispiele für den ZDE
John Strelecky malt uns, und dafür ist die Geschichte von Joe und Thomas Derale so wichtig, ein Bild, mit dem der Leser konkret was anfangen kann. Als die beiden sich morgendlich im Zug besser kennenlernen und Joe mal wieder über seine Arbeit jammert, legt ihm Thomas nahe, unbedingt jemanden kennen zu lernen. Kurz darauf Szenenwechsel in den Zoo, wo Joe auf Katie trifft, die dort arbeitet. Auch sie ist eine Jüngerin von Thomas und erzählt Joe, wie es dazu kam. Ihr Wunsch, mit Tieren zu arbeiten, wurde von anderen stets unterdrückt mit der Aussage, damit kein Geld verdienen zu können. Als sie Thomas trifft, entgegnet dieser ihr, dass dem nicht so sei und schenkt ihr zwei Bücher, darunter eines von Jane Goodall, Pionierin der Schimpansen-Forschung. Das verändert ihr Leben und nun, so erzählt sie Joe, verdiene sie ihr Geld mit Tieren und verbringe sechs Monate im Jahr in Kenia, sei also rundum glücklich.

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„Alles zu erleben, was ich mir im Leben wünsche, damit ich lebe, ohne etwas zu bedauern.“ Bild: Peggy_Marco, Pixabay

Wie es dazu kam: Mit Thomas Hilfe habe sie ein neues Gehege eröffnet. Doch zuvor musste das ZDE des Geheges festgelegt werden, also der Grund, warum es dieses überhaupt geben sollte. Die Antwort: Damit die Menschen die Tiere besser in ihrem natürlichen Umfeld erleben und dadurch begeistert würden. Weil die Laute tatsächlich so begeistert von dem neuen Gehege gewesen seien, hätten sich auch schnell viele Freiwillige gefunden, die sich liebend gerne um Tiere und Besucher gekümmert hätten. Letztere wiederum hätten dadurch einen schöneren Aufenthalt und kämen immer gerne wieder, was wiederum zu mehr Einnahmen führe. Daraufhin sagt sie zu Joe: „Ich sehe in Ihren Augen keine große Freude, Joe“…. . „Ich glaube, Sie wissen nicht, wie ihr persönlicher ZDE und ihre Big Five for Life aussehen.“ Und damit stößt sie das nächste große Thema an, die Big Five for Life.

Ein weiteres Beispiel für einen erfolgreichen ZDE zeigt Strelecky in Form einer Mitarbeiterin von Thomas auf. Diese ist alleinstehend, braucht aber Geld, um ihrer Enkelin die Schule zu finanzieren. Gleichzeitig fühlt sie sich am wohlsten, wenn sie anderen Menschen hilft. Folglich stellt sie Thomas für die Kinderbetreuung seiner Mitarbeiter ein. Dadurch macht sie andere Menschen glücklich, nämlich ihre Enkelin, die betreuten Kinder und deren Eltern. Diese wiederum, netter Begleiteffekt, machen sich um ihre Kinder weniger Sorgen, fehlen weniger und sind produktiver. Wiederum eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten.

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